02.02.2024
Besinnungswort zum 04.02.2024
von Almut Ehrhardt
Was meinen Sie, wie politisch darf Kirche sein? Darf sich Kirche in Politik einmischen? Oder muss sie sich sogar einmischen? Wer ist denn Ihrer Meinung nach „die Kirche“? Ist es der Papst? Sind es die Bischöfe oder sind alle Christen „die Kirche“? Ich meine, eine Regierung, die demokratisch gewählt wurde, muss Politik für das Wohl der Menschen machen und Aufgabe der Kirche ist es, die frohe Botschaft von Jesus Christus zu den Menschen zu tragen. Diese frohe Botschaft soll den Menschen Frieden im Herzen und in der Seele geben. Und wenn eine Regierung nicht zum Wohl der Menschen regiert, sollte Kirche durchaus mahnen. In Lateinamerika gibt es eine ganz starke Bewegung von Christen, die sich mutig und friedlich dem Unrecht entgegen stellen. Zur Zeit der Nationalsozialistischen Diktatur in Deutschland gab es mutige Christen, die sich zur Bekennenden Kirche zusammenschlossen. Dietrich Bonhoeffer gehörte dazu, er wurde am 9. April 1945 in Flossenbürg ermordet. Auch in jüngerer Vergangenheit gab es in Deutschland eine Aktion der evangelischen Jugend: „What would Jesus do? Was würde Jesus tun?“ Es gab dazu ein Armband, das trugen nicht nur Jugendliche, und bei schwierigen Entscheidungen sollte das Armband die Menschen an diese Frage erinnern. Genau diese Frage treibt mich seit einiger Zeit wieder um: Was würde Jesus tun? Wofür würde er sich stark machen in unserer Zeit? Wo würde ich ihn in diesen Tagen finden? Bei den Bauern? Bei den großen Demos? Würde er sich bei der Tafel engagieren, bei den Obdachlosen warme Decken verteilen? Als Jesus von einem Priester gefragt wird, was das höchste Gebot ist, sagt er: Das höchste Gebot ist das: „Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der Herr allein, und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt und mit all deiner Kraft“ (5. Mose 6,4-5). Das andre ist dies: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ (3. Mose 19,18). Es ist kein anderes Gebot größer als diese beiden.“ Markus 12, 29-31. Jesus hat von Liebe gesprochen, niemals von Hass. Selbst Bonhoeffer, der von den Nazis hingerichtet wurde, hat seine Mörder nicht gehasst. Genau das ist unsere Aufgabe auch heute, wir müssen dem Hass, der in unserer Zeit um sich greift, etwas entgegen setzen, aber keine Waffen und keine Gewalt. Ich bin nicht weltfremd, und gerade weil ich es nicht bin, weiß ich, dass Hass ins Elend führt, die letzten beiden Weltkriege haben es gezeigt. Wirkliche Nachfolge ist gefragt. Bonhoeffer sagte einmal: „Ich glaube, dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will.“ Extremismus jeglicher Ausrichtung gefährdet unsere Demokratie. Wir Christen müssen vor allen zeigen, dass wir eine friedliche und versöhnende Gemeinschaft sind.