07.09.2023
Besinnungswort zum 03.09.2023

Turmbau zu Babel

Almut Ehrhardt

Erinnern Sie sich noch daran, wie Sie als Kind mit Holzbausteinen Türme gebaut haben? Ich habe es noch gut vor Augen. Wir hatten zwei Kästen mit Bauklötzen zu Hause, und mit denen haben wir immer wieder versucht, einen Turm zu bauen. Er sollte groß werden – so groß bis alle Steine verbaut sind. Ich kann gar nicht mehr sagen, ob wir es so weit geschafft haben. Ich weiß nur noch, dass wir Freude an dem Spiel hatten und stundenlang mit Eifer dabei waren. Wir haben uns auch nicht entmutigen lassen, wenn der Turm einstürzte.
Letztens habe ich Ihnen die Geschichte von der großen Flut erzählt, vom neuen Bund Gottes mit den Menschen. Leider dauerte es nicht lange, dass die Menschen sich wieder von Gott abwandten. Sie waren sich selbst genug und sahen sich als die Größten an. Sie wollten eine Stadt und einen Turm bis in den Himmel bauen. Sie hatten Großes geplant. Der Turm sollte auffallen und von allen bewundert werden. Die Bauleute wollten sich mit diesem gigantischen Bauwerk verewigen, sie wollten sich ein Denkmal setzen und so in aller Munde bleiben. Sie waren so mit ihrem Vorhaben beschäftigt, dass sie das Wichtigste völlig aus den Augen verloren – ihren Bund mit Gott. Gott aber sah die grenzenlose Arroganz der Menschen. Und er war wieder sehr betrübt. Darum verwirrte Gott die Sprache der Menschen. Als sie eines Morgens aufwachten und weiter am Bauwerk arbeiten wollten, verstanden sie einander nicht mehr. Als Kind habe ich mir oft ausgemalt wie das wohl war: Ein Architekt gibt eine Anweisung und der Bauleiter versteht rein gar nichts von dem, was der Architekt ihm sagt, der Bauleiter macht was er für richtig hält, und so kommt es, dass in einem Stockwerk vielleicht ein Fenster fehlt, oder eine Tür ins Nichts führt. Diese Situation eskalierte, die Menschen zerstritten sich und gingen in verschiedene Richtungen auseinander. Zurück blieb ein halb fertiger Turm, kein Denkmal der Superlative, sondern ein Mahnmal der Unfähigkeit der Menschen einander zu verstehen. Bis heute steht dieser Turm zu Babel sprichwörtlich für die Zerstrittenheit und das Scheitern der Menschen. Und bis heute gibt es viele dieser Türme im übertragenen Sinn: der Größenwahn der Menschen endet in Chaos und Leid. Die Nationalsozialisten wollten ein arisches Großreich schaffen, dieser Plan führte zum Zweiten Weltkrieg und brachte nichts außer Leid und Zerstörung.
Unsere Zeit ist beherrscht vom Höher – Schneller – Weiter: Künstliche Intelligenz, Genveränderungen von Pflanzen, Gen-Versuche an Tieren und womöglich im Geheimen am Menschen, wo wird das noch hin führen? Die Menschen streben nach mehr Effizienz, mehr Komfort, mehr von Allem. Dabei verlieren Sie Gott aus den Augen und aus dem Sinn. Wer fragt noch, was Gott mit seiner Schöpfung vor hatte? Und wer fragt was mit den Menschen passiert, die nicht mithalten können mit Schneller – Weiter - Höher? Wir brauchen wieder ein STOPP in unserer Zeit. Die gute Nachricht ist, dass es für eine Umkehr oder einen Neubeginn mit Gott nie zu spät ist. Gott ist bereit dafür, unserem gehetzten Leben eine neue Richtung zu geben. Sind Sie es auch?