11.07.2025
Besinnungswort zum 13.07.2025

von Almut Ehrhardt

In der vergangenen Woche habe ich meinen Autoschlüssel gesucht. Es war wie verhext. Normalerweise erinnere ich mich, wo ich ihn zuletzt in der Hand hatte, aber das funktionierte diesmal nicht so richtig. Er war auch nicht am angestammten Ort. Dummerweise kam hinzu, dass ich zu einem Termin aufbrechen musste. Glauben Sie mir, ich habe geschwitzt. Lachen Sie nicht, aber ich habe den Schlüssel dann schließlich in meinem Schuhregal gefunden. Zum Glück! Meinen Termin erreichte ich noch, sehr knapp, aber pünktlich. Vielleicht kennen Sie solche Situationen: Wir werden abgelenkt und legen einen Gegenstand nicht an seinen Ort, wohin er gehört und dann geht die Sucherei los, wenn wir die Brille, den Schlüssel, den Kamm oder das Portemonnaie wieder benötigen. Vor längerer Zeit habe ich einmal eine Dokumentation gesehen, in der geschildert wurde, was die Leute so alles auf einem Flughafen verlieren, man glaubt es kaum.Es ist schon schlimm, wenn man einen lieb gewonnen Gegenstand verliert, ein Andenken, ein geerbtes Schmuckstück oder womöglich sogar den Ehering. Aber wie schlimm ist es erst, wenn Menschen sich verlieren? Wer sind sie, die verlorenen Menschen? Ich erinnere mich noch gut, an die älteren Menschen in der Wendezeit, die als erste ihre Arbeit verloren, weil sie die nötige Qualifikation nicht hatten, weil eine Maschine ihre Arbeit übernahm oder weil der angebliche Investor die Firma dicht machte. Sie kamen sich oft verloren vor, abgehängt von der Gesellschaft, nutzlos. Einige von ihnen bildeten sich fort und fassten wieder Fuß, andere hangelten sich von einem 1-Euro-Job zum nächsten und wieder andere sind in der Hartz IV- Falle geblieben. Oder wie geht es vielen Nutzern von Social Media? Die sich eine Traumwelt vorgaukeln lassen und dann in dieser verloren gehen, ihre Kontakte in der realen Welt abbrechen und in der Traumwelt verharren? Wer sind sie, die verlorenen Menschen unserer Zeit? Vielleicht sind es ja diejenigen, die nach außen hin aktiv und anerkannt erscheinen, aber innerlich leer sind, weil ihr einziges Ziel ist, die nächste Million zu scheffeln. Jesus sagt im Lukasevangelium, Kapitel 19, Vers 10: „Der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.“ Jesus spricht diesen Satz, als man ihm zum Vorwurf macht, dass er sich selbst bei dem reichen Zöllner Zachäus zum Essen eingeladen hat, um ihn zu einem erfüllenden Leben zu helfen. Die wohl situierten und angesehenen Pharisäer rümpfen die Nase: Wie kann er nur! Zachäus arbeitet mit den Römern zusammen, er nimmt mehr Zoll ein, als er dürfte und wirtschaftet in die eigene Tasche! Jesus sagt klar: JA, gerade zu diesen Menschen will ich gehen, ich will sie retten. Ich will ihnen einen neuen Sinn in ihrem Leben geben. Wo würde Jesus heute hingehen? Ich vermute zu den Wohnungslosen unter der Brücke, zu den Drogenabhängigen, zu den Kriegstreibern, den von Gier zerfressenen, zu den Von-Der-Norm-Abweichenden, wer auch immer das ist. Und denjenigen, die verzweifeln am harten Leben, oder denjenigen, die sich selbst nicht mehr im Spiegel ins Gesicht sehen können, möchte ich sagen: Da ist einer, der sucht euch. Aber er will euch nicht schelten und abkanzeln, sondern er will euch retten. Er will euch in ein erfülltes Leben zurück holen, er will euch aufrichten und helfen, wieder glücklich zu sein. Und das tut er ohne jeden Hintergedanken, einfach so, für euch, die ihr verloren seid. Danke Herr!