19.03.2022
Besinnungswort zum 20.03.2022

Von Pfarrer Thomas Schumann, Evangelischer Klinikseelsorger im SRH-Zentralklinikum Suhl

Im Schlabberlook präsentierte sich diese Tage der französische Präsident Emanuel Macron der Öffentlichkeit. Mit seinem schwarzen Kapuzenpullover und dem Aufdruck „CPA 10“, der Spezialeinheit der französischen Luftwaffe, solidarisierte er sich mit Wolodymyr Selenskyj und setzte ein Zeichen: Mit dem Ukrainekonflikt sind für uns alle andere Zeiten angebrochen. Zeiten, von denen wir hofften, dass sie nie wieder eintreten würden. Nie wieder Krieg!

           

            Trotz aller diplomatischen Versuche, trotz aller Hoffnungen auf „Wandel durch Handel“ ist es nun dazu gekommen. Bilder der Zerstörung, Flucht und Tod erreichen uns auf dem Handy und im Fernsehen minütlich. Und die Sorge darum, dass es noch schlimmer werden könnte. Noch nicht einmal die Pandemie überwunden, türmt sich da ein weiterer großer Berg voller Ungewissheit auf. Und die tiefe Hoffnung, dass unsere Kinder eine Zukunft in Frieden und Freiheit haben werden, schwindet.

            Selenskyj und Macron setzen mit ihrer Militärkleidung ein Zeichen: Jetzt ist Krieg. Mitten in Europa. Statt feinem Zwirn werden Tarnfarben aus dem Schrank geholt.

            Und ich? Ich hole die Bibel aus dem Schrank. Ich schlage den Epheserbrief das Kapitel mit dem Titel „Die geistliche Waffenrüstung“ auf:

            „So steht nun fest, umgürtet an euren Lenden mit Wahrheit und angetan mit dem Panzer der Gerechtigkeit und beschuht an den Füßen, bereit für das Evangelium des Friedens. Vor allem aber ergreift den Schild des Glaubens … und nehmt den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, welches ist das Wort Gottes.“

            Die Bibel verwendet die Militärsprache um zu zeigen, wie sehr wir auf Gott vertrauen können. Die Stärke besteht allerdings nicht in roher Gewalt sondern im Glauben an Gott. Er gibt in dieser schweren Zeit Halt. Er ist wie ein Schutzschild, angesichts wieder steigender Coronazahlen, der Katastrophe in der Ukraine und den Sorgen, dass die gesamte Welt Schaden nimmt. Der Glaube ist wie ein unsichtbares aber hochwirksames Schild. Der Helm des Heils schützt mich vor niederdrückenden Sorgen. Nichts kann mich von Gott trennen. Wegzehrung ist immer wieder ein Gedanke aus der Bibel, der mir in den Sinn kommt - den ich mit anderen Menschen teile. Hier in der Zeitung aber auch beim Gespräch am Krankenbett, mit Kolleg:innen und Freund:innen.

            Glaube hat etwas Wehrhaftes - er schützt mich. Er gibt mir Boden unter den Füßen. Er ist Rüstzeug für den Alltag - nicht um ihm dauerhaft zu entfliehen, sondern um ihn zu bewältigen.

Der Militärlook von Macron und Selenskyj sind Erinnerung und Warnung: Was da in der Ukraine vorgeht, geht uns alle etwas an. Und ich wünsche mir, dass in geraumer Zeit dem Militärlook wieder ein ziviler Anzug weichen kann.

Bis dahin müssen wir unsere wehrhafte und standhafte Seite zeigen. Als Demokratien, denen die Menschenrechte wichtiger sind als eigene wirtschaftliche Interessen - so weh es auch tut. Jesus konnte seinen Weg nicht ohne Schmerz und Entbehrung gehen. Am Ende allerdings stand das Leben. Ich wünsche uns, dass wir in die richtige Haltung finden, die uns auf den Weg des Friedens bringt.