22.06.2023
Besinnungswort zum 25.06.2023

von Almut Ehrhardt

Almut Ehrhardt

Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen… so oder ähnlich lautet ein Spruch. Die Urlaubssaison hat begonnen, haben Sie Reisepläne? In erster Linie macht man Urlaub, um sich zu erholen. Wohin die Reise geht ist vielfältig und hängt davon ab, wie man sich erholen möchte: Faul am Strand liegen, durch die Berge kraxeln, mit dem Fahrrad neue Gegenden auf gemächliche Weise erkunden, auf Balkonien Bücher lesen, die schon lange darauf warten gelesen zu werden oder fremde Länder und Menschen kennenlernen…
Reisen zu biblischen Zeiten war beschwerlich: Esel, Maultier oder Kamel trugen das Gepäck, die primitiven Wege führten durch Gebirge oder Wüsten. Nur Wohlhabende konnten sich einen Wagen leisten, diese wurden entweder von Eseln oder Ochsen gezogen, je nach Größe des Geldbeutels. Gründe für Reisen gab es genug: Handel, Wallfahrten, religiöse Missionen oder private Besuche. Unterwegs lauerten Gefahren – Räuber, wilde Tiere und Unwetter... Im 8. Kapitel der Apostelgeschichte wird von einem hohen Staatsbeamten aus Äthiopien berichtet, er ist Finanzminister der Königin, der nach Jerusalem reist, um etwas über den Gott der Juden zu erfahren. Es steht nicht im Text, ob er viel
vom Allmächtigen Gott erfahren hat oder mit wem er sprach. Eines ist sicher: Er durfte nicht weit in den Tempel hineingehen, das war nur Juden gestattet. So hat er sich bei einem Händler die Abschrift eines Buches des Propheten Jesaja gekauft. Er liest den Text auf der Rückfahrt in seinem Wagen, aber er versteht nichts, der Sinn des Textes bleibt ihm verschlossen. Es ist eine Messiasprophezeihung. In diesem Moment stößt Philippus, ein Christ, zu ihm. Ein Engel des Herrn, so steht es in der Bibel, hat ihn geschickt. Philippus hört, wie der Beamte sich mit dem Jesaja Text abmüht. Und jetzt tut er etwas mutiges: Er mischt sich ein, indem er fragt, ob der Minister überhaupt versteht, was er da liest. Unerhört, könnte man sagen, einem Minister sein Unwissen vorzuführen. Aber der Minister ist ehrlich, vielleicht ist er auch enttäuscht, dass er nicht das von Gott erfahren hat, was er sich von der weiten und beschwerlichen Reise erhoffte. Er gibt zu, nichts von den Worten des Propheten Jesaja zu verstehen und bittet Philippus, ihm die Worte zu erklären. Da es sich bei dem Text um das Lamm Gottes handelt, erklärt Philippus dem Fremden das Evangelium von Jesus Christus. Schließlich kommen die beiden an einer Wasserstelle vorbei und der Äthiopier fragt Philippus: „Was hindert uns daran, dass du mich jetzt auf der Stelle taufst?“ Die ersten Christen waren in dieser Angelegenheit eher unkompliziert und daher antwortet Philippus: „Nur dein Bekenntnis, dass du Jesus als deinen Christus annimmst. Wenn du das aus ganzem Herzen tust, dann kann ich dich hier und jetzt taufen“. Worauf der Minister schlicht antwortet: “Ich glaube, dass Jesus Christus der Sohn Gottes ist“. Philippus zögert nicht, den Äthiopier zu taufen. Was für eine Begegnung! Für den reichen Staatsbeamten aus Äthiopien hat sich die Reise erst auf dem Heimweg „gelohnt“. Er hat einen Menschen getroffen, der sein ganzes Leben verändert hat. In der Apostelgeschichte steht zum Abschluss der Geschichte: Der Äthiopier zog frohen Herzens weiter…
Wenn Sie in den nächsten Wochen unterwegs sind, halten Sie auf Ihren Wegen alle Sinne offen. Vielleicht begegnen Sie Menschen, möglicherweise entdecken Sie Sehenswürdigkeiten, die Ihre Einstellung oder gar Ihr Leben verändern. Das kann auf einer Wanderung im Thüringer Wald passieren, in weiter Ferne in einer Burgruine, einer imposanten Kathedrale oder einer kleinen Dorfkirche. Gottes Möglichkeiten, Menschen zu begegnen und ihr Herz zu berühren sind unerschöpflich. Bleiben Sie behütet, wohin Sie Ihre Wege in diesem Sommer auch führen.