29.10.2020
Besinnungswort zum 31.Oktober 2020

Besinnungsworte von Matthias Gering, Gemeinde Goldlauter-Heitersbach

Meine Zeit in Gottes Hand

Liebe Leserinnen und Leser,          

der Blick auf den Kalender macht mich unruhig. „ Das Jahr ist schon wieder fast vorbei. Dabei wollte ich noch so viel schaffen.“ „ Wo ist das Jahr nur geblieben?“ „Ich weiss gar nicht, wo die Zeit hin ist!“ „Ich hab den Eindruck, dass die Zeit  immer schneller läuft!“ In so manchen Gespräch dieser Tage werden solche oder ähnliche Gedanken laut. Dazu kommen nach dem Reformationstag,  am morgigen Samstag und Allerheiligen am Sonntag, die „trüben Feiertage“ des Jahres: Volkstrauertag, Buß- und Bettag, Totensonntag. Mittendrin das Leid von Menschen, so manch hilfloses Danebenstehen und nicht helfen können. Fragen beschäftigen uns: Kommt die nächste Welle der Corona Pandemie? Wieviel Suhler werden sich in den nächsten Tagen mit dem Coronavirus infizieren? Wie steigt der Inzidenswert hier bei uns?  Was kann ich planen? Müssen wir in Läden, im Bus jetzt immer den Mund-Nasenschutz tragen? Was wird, wenn ich oder meine Lieben jetzt krank werden? Wie werden wir in diesem Jahr das Weihnachtsfest feiern können? Die Covid-19 Pandemie erscheint uns wie eine große Welle, die über uns hereinbricht und unsere Leben, unsere Zeit komplett verändert.  Für einige von uns bedeuten diese Situationen Frust, für andere Angst, und für viele ist es eine Mischung daraus. Bei mir werden Erinnerungen wieder wach. Erinnerungen an länger oder kürzer Zurückliegendes, an gelungenes Miteinander, aber auch an offen Gebliebenes, an Unvollendetes, an verpasste Gelegenheiten. Wie soll ich damit umgehen, wie damit zurechtkommen ? Wo komme ich vor in meiner Zeit und mit meiner Zeit? Was oder wer bestimmt meine Zeit, die Kürze oder Länge meines Lebens? In der Bibel lese ich einen Vers  aus Psalm 31: „ Meine Zeit steht in deinen Händen.“ Diese Worte bringen mir Entlastung. Ich muss nicht immer auf die Uhr schauen, mich von ihr bis zur buchstäblichen Besinnungslosigkeit treiben lassen. Ähnlich formuliert es ein Zitat aus Frankreich: „ Überlege! Wenn du immer rennst, wirst du niemanden mehr begegnen, nicht einmal dir selber. Wenn du das Tiefste in dir ergreifen willst, musst du eine Pause machen können.“ Eigentlich ist mir das alles klar, ich weiß, dass es letzlich nicht meine Zeit ist, sondern mir zur Verfügung gestellte Zeit. Die darf und soll ich nutzen im Blick auf Menschen neben mir. Ob mir das gelingen kann bei allem, was mich umtreibt? Immer mal einen Moment anhalten, stehen bleiben, einen Menschen richtig in den Blick nehmen, zuhören! Nicht nur zuhören auf das, was mir ein anderer erzählen möchte, sondern auch gerade auf das, was Gott mir sagen will, damit meine Zeit gefüllt wird, voller Zuversicht und Hoffnung, dass mein Leben am Ende nicht voller Fragezeichen war. In diesem Sinne: Seien wir alle geborgen, im Bekenntnis des Psalmbeters: „ Meine Zeit steht in deinen Händen“ Nicht nur hier und heute, sondern auch in Ewigkeit.