04.04.2024
Besinnungswort zum 07.04.2024

Mut zum hoffnungsvollen Weitblick

Besinnungsworte von Marlis Schmidt Evangelische Kirchengemeinde Suhl

 

Ostern liegt hinter uns, doch die Festlichkeit ist noch in vielfältiger Weise zu spüren. So steht auch der morgige erste Sonntag nach Ostern ganz im Zeichen des Osterlichts und möchte uns mit seinem klangvollen Namen „Quasimodogeniti „  -wie eine Neugeburt - Hoffnung und Zuversicht und damit einen neuen Blick auf die Welt schenken. Jesus Christus hat das,was wirklich unzweifelhaft in der Welt ist,nämlich die Realität des Todes,durchbrochen.Und damit wird auch unser Blick,der schon immer weiß,was möglich ist und was sein kann und was nicht,durchbrochen. Doch wie bekommen wir diesen weiten österlichen Blick, wenn uns die täglichen Nachrichten von Krieg,Katastrophen ,Notlagen erreichen und wir uns ohnmächtig und hilflos fühlen ,wenn uns Existenzsorgen erdrücken wollen ,unseren Blick auf das Leben eher einschnüren ? Mir helfen hier die Worte des“ Mutmach-Propheten“ Jesaja,mit denen er die verzweifelten,lange im babylonischen Exil lebenden Israeliten an das Handeln und Dasein Gottes erinnert: „Hebt eure Augen in die Höhe und seht“.(Jesaja 40,26).Er wird noch deutlicher“habt ihr nicht gehört?, Seht die Wunder der Natur. Der unendliche Sternenhimmel oder die Weite des Meeres künden damals wie heute von der Größe und Treue des Schöpfergottes und wir als seine Geschöpfe mittendrin.Wie es in einem Kinderlied heißt:“Kennt auch dich und hat dich lieb“ Es ist der Zuspruch und Garantie,nicht alles richten zu müssen,es ist die Befreiung vom perfekten Handeln. So ergibt sich ein neuer Mut machender Blickwinkel. Wenn wir am Ende scheinen mit unserer „Kunst“,da fängt er an.. Der Zuspruch „ Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende“ künden von seiner Verlässlichkeit.An diesem Zuspruch festzuhalten,lässt uns einen anderen Blick auf den Alltag bekommen. Da staune ich,gerade jetzt im Frühjahr ,über das langsame Aufwachen der Natur, die Vielfalt der Blüten,das allmorgendliche Konzert der Vögel. Staune über meine Kraft und Elan,den Frühjahrsputz anzugehen,Blumen zu pflanzen und Veränderungen vorzunehmen, nach dem Winter wieder neu anzufangen. Das macht mich froh und dankbar,beflügelt mich,so beschenkt zu werden. Mein Blick weitet sich auch,wenn ich an die Geschichten und Biographien meiner Großeltern und Eltern denke. Mit welcher Durchhaltekraft sie nach Krieg und Krisen an den Neuaufbau gingen,sich unbekannten Herausforderungen stellten und voller Gottvertrauen aus allem das Beste zu machen. Dabei war der Zusammenhalt sehr entscheidend und die Wichtigkeit jedes Einzelnen zu spüren,um den nächsten Schritt zu tun.  Sind wir nicht gerade in der Pandemiezeit näher zusammen gerückt? Dem Anderen mehr Aufmerksamkeit zu schenken, die als Freude zu uns zurück gekehrt ist? Haben wir es nicht selbst schon erfahren,wie uns Fehler,Umwege und Krisen stark gemacht haben, wie uns neue Wege eröffnet worden? „Verstehen kann man das Leben oft nur rückwärts, doch leben muss man es vorwärts „ , so ein zukunftsweisendes Wort des dänischen Theologen Sören Kierkegaard. Es sind doch die Begegnungen mit den Menschen, mit Freunden,die unseren Blickwinkel weiten und die Freude am Leben spüren lassen. Einander zuzuhören, uns aufeinander zuzubewegen, vielleicht die Meinung des anderen zu respektieren,lässt uns Mut schöpfen,die Probleme anzugehen.Denn wir Menschen sind dazu geschaffen,dass wir einander brauchen,uns ergänzen. So bleiben wir hoffnungsvoll und menschlich. So gehörte beispielsweise der starke soziale Zusammenhalt, die Hilfsbereitschaft ,zu den positiven Erfahrungen des Lebens in der DDR. Hieraus konnten wir unseren Lebensmut aktivieren. Schließlich haben sich die Dinge so gefügt,dass es zur friedlichen Vereinigung kam. Auch weil weise Politiker die Gesprächskanäle immer offen gehalten haben und den Weitblick besaßen. 40 Jahre hoffen und Ausharren.  Auch in unserer heutigen unruhigen Zeit brauchen wir das Ausharren,das Durchhalten,das Hoffen und Vertrauen. Harren,ein altes Wort, bedeutet keinen Stillstand,keine Passivität oder gar Langeweile. Vielmehr heißt es Verlangsamen,Innehalten, geduldig und gelassen bleiben. Uns mit hilfreichen Bildern und Informationen dieser Welt versorgen,eben die Grautöne zu suchen, für einen klaren beharrlichen Blick. Im Verharren, die Chancen und neuen Möglichkeiten sehen und gehen, mich mit meinen Gaben zum Gemeinwohl und für ein hoffnungsvolles Leben einbringen,im Vertrauen auf den mitgehenden Gott. So möchte ich bitten: „Herr, gib mir die Kraft,Dinge zu tun,die ich ändern kann. Gib mir die Gelassenheit,Dinge hinzunehmen,die ich nicht ändern kann.Und gib mir die Weisheit,das eine vom anderen zu unterscheiden.“( aus dem Friedensgebet nach Franz von Assisi)