07.01.2021
Besinnungswort zum 10.01.2021

von Pfarrer Andreas Barth, Gemeinde Schleusingen

Pfarrer Andreas Barth

Als sich die ersten christlichen Gemeinden gründeten, war die Gesinnung der Menschen sehr unterschiedlich. Die einen waren Griechen und hatten ihren Glauben, andere waren Juden mit ihrem religiösen Hintergrund, wieder andere kamen als römische Bürger aus der römischen Religion oder vielleicht auch aus gar keiner. Gerade in Rom, der Weltstadt, war am neuen Christentum wenig Einheitliches. Das war auch dem Apostel Paulus bewusst: Wenn er den Menschen schrieb, suchte er das, was sie verbinden kann. Besonders wichtig war Paulus die Betonung der Gnade Gottes: Jeder und jede nehme die Gnade, die ihm oder ihr durch Gott zuteilwurde. Und sehe in dieser Gnade die Gabe, die ihm oder ihr gegeben wurde. Achtet einander, sagt Paulus, mit dem, was Ihr habt; und mit diesen Gaben dienet einander in Liebe. Das ist nachzulesen im zwölften Kapitel des Römerbriefes.

Gut 1800 Jahr später schreibt der Schweizer Pädagoge Johann Heinrich Pestalozzi: „Erziehung ist Vorbild und Liebe.“ Er würde am 12. Januar 275 Jahre alt. Pestalozzi war einer der ersten Pädagogen mit einem, wie wir heute sagen würden, „ganzheitlichen Ansatz“ und einer „Frühförderung“ in Bildung der Kinder und der Eltern. Ihm war es wichtig, die intellektuellen, sittlich-religiösen und handwerklichen Kräfte der Kinder zu fördern. Sein Satz, wonach Erziehung Vorbild und Liebe ist, darf nicht missverstanden werden als fortwährende Liebkosung. Der Satz meint, dass alles, was wir Kindern und Menschen antun, nur dann einen Sinn bekommt, wenn es aus Liebe, aus Achtung zum anderen geschieht.

Denn: Nur wer sich geachtet weiß, kann auch über sich nachdenken und muss nicht immer das Verteidigen seiner selbst üben. Darum bemüht sich Paulus, seine im weitesten Sinne „erzieherischen“ Worte in größter Achtung zu schreiben. Wer etwas nicht mit fürsorglicher Achtung erreicht, wird es mit Drohungen erst recht nicht erreichen. Es ist erstaunlich, dass Paulus das so gut weiß – und anwendet. „Wer Barmherzigkeit übt, tue es mit Freude“ (Röm. 12,8); weil alles andere nicht zum Ziel führt. Wahre Pädagogik ist aufrichtige Zuwendung – da wären sich Paulus und Pestalozzi einig.

In diesem Sinne: Bleiben Sie behütet!

Ihr Pfarrer Andreas Barth