10.04.2021
Besinnungswort zum 11.April 2021

von Marlis Schmidt Evangelische Kirchengemeinde Suhl

Marlis Schmidt

Hoffnungszeichen

Der erste Sonntag nach Ostern steht noch ganz im Zeichen des Osterlichts und möchte mit

seinem Namen „Quasimodogeniti“ = wie eine „Neugeburt“  Hoffnung und Zuversicht schenken.

Wer das mit Ostern geschenkte neue Leben quasi für sich glaubend annehmen kann, der dürfte sich in der Tat wie „neu geboren“ fühlen. Doch wie kann dieser Umschwung,dieser Neubeginn gelingen? Wenn ich mich ausgelaugt und überfordert oder auch einsam und abgehängt fühle?

Ist es nicht auch der Anspruch „alles richten zu müssen“, eine schnelle Lösung zu wollen, eben alles im Griff zu haben? Gerade in der jetzigen Krise spüren wir wie unberechenbar das Leben ist.

Haben wir uns da nicht manchmal gewünscht, wie ein Adler abzuheben, über den Dingen zu schweben, die Welt aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten? Eine andere Sichtweise auf die Dinge zu bekommen? Gleichzeitig die Kraftquellen für mein Leben aufzuspüren?

Da fallen mir die Worte des Mut-Mach-Propheten Jesaja ein, mit denen er die verzweifelten lange im babylonischen Exil lebenden Israeliten an das Handeln Gottes erinnert.

„Hebt eure Augen in die Höhe und seht.“Jesaja 40,26 . Seht nicht nur auf das, was euch belastet und runter zieht, blickt von euch weg nach oben. Seht und staunt über die Wunder der Natur. Der Sternenhimmel oder die Weite des Meeres künden damals und heute von der Größe des Schöpfergottes von seinen schier unendlichen Möglichkeiten. Ein Gang durch die erwachende Natur zeigt uns die Vielfalt der Geschöpfe und uns Menschen als Teil des großen Ganzen „denn er führet dich auf rechter Straße um seines Namens willen“. Ist das nicht ein Hoffnungszeichen, auf allen Lebenswegen festzuhalten an dieser Zusage? Durchzuhalten, wenn ich kein Land mehr sehe.

Mit dem Vertrauten weiter zu machen, um dann den nächsten Schritt tun zu können. Denn Wege entstehen dadurch, dass man sie geht (Franz Kafka).

Die positiven Spuren Gottes auch in meinem Leben  zu entdecken. Wie oft waren Menschen an meiner Seite, die mir zugehört, mich getröstet, ermutigt und bewahrt haben vor übereilten Handlungen. Solche Engel an seiner Seite hat jeder schon erfahren. Diese guten Erfahrungen und Erlebnisse, eben wahrhafte Glücksmomente, aufzuschreiben, um sie für Lebenskrisen parat zu haben. Welch Wohlbefinden und Auftrieb verleiht gerade jetzt ein Telefonat mit lieben Menschen, eine Email oder Video-Schalte, die spontane Begegnung lang nicht Gesehener oder das Aufblühen der Natur. Es gibt so viele Hoffnungszeichen: - Wenn Menschen über sich hinaus wachsen, wenn sie neue Wege für sich erkennen, - wenn  durch den großen sozialen Einsatz der Zusammenhalt in der Kommune gestärkt wird, - wenn so viele freiwillige Hilfsangebote bestehen, mehr Achtsamkeit gelebt wird, wenn es über 17 Millionen ehrenamtlich Tätige in unserem Land gibt. Das gegenseitige Dienen (=Demut) tut mir und dem Anderen gut. „Mach dein Ding“ singt Udo Lindenberg. Tu was du kannst! Sind mir nicht oft ungeahnte Kräfte geschenkt worden, wenn ich Dinge durch meinen kleinen Anteil weiter voran bringen konnte? Wenn quasi über Nacht, sich Lösungen ergaben und sich eine überraschende Wendung einstellte?

Dank Ostern stehe ich im Kraftfeld des auferstandenen Herrn. So kann ich meine menschlichen Grenzen und mein Scheitern akzeptieren und jeden Tag gespannt sein, was Gott aus meinem Stückwerk macht. Ich bin Mensch, mehr muss ich nicht sein. Ich bin Geschöpf und nicht Schöpfer,

Gott ist allmächtig. Das befreit vom Druck, alles richten zu müssen. In meinem Tun darauf zu vertrauen, die nötige Kraft geschenkt zu bekommen, um jeden Tag sinnvoll zu gestalten und den Augenblick zu genießen. So kann es mir gelingen, mehr über den Dingen zu stehen, staunen und danken für die kleinen und großen Wunder. Wenn mehr das Gelungene im Fokus steht, kann ich Hoffnung und Zuversicht jeden Tag finden und weitergeben. Gerade in Krisenzeiten kann ich Selbstverständlichkeiten, wie Geborgenheit durch Wohnung und Familie, die menschlichen Beziehungen, den Frühling, wieder mehr wertschätzen. Das weitet meinen Blick, beflügelt und lässt mich oft wie „neu geboren“ fühlen. Mögen uns die Worte vom Theologen Dietrich Bonhoeffer, die er als NS-Widerstandskämpfer kurz vor seiner Hinrichtung 1944 aus dem Gefängnis an seine Familie schrieb, Trost und Hoffnung schenken.

„Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag.

Gott ist mit uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“.