12.11.2023
Besinnungswort zum 12.11.2023

Sarah lacht

Almut Ehrhardt

Heute möchte ich mit Ihnen zu den Wurzeln gehen, zu den Wurzeln des Volkes Gottes. Ich meine damit den Urvater der Juden, der Christen und der Muslime: Abraham. Er vertraut Gott bedingungslos. Er zieht aus seiner Heimat Ur, das ist in Mesopotamien, dem heutigen Irak, fort, denn Gott hat ihm neues Land versprochen. Eines Tages zur Mittagszeit, sieht Abraham drei Männer in der Nähe seines Zeltes. (1. Mose, 18) Er folgt den Geboten der Gastfreundschaft und lädt die Männer ein. Sie haben Zeit und lassen sich im Schatten nieder. Abraham bedient die Männer während des Essens. Frauen sind damals in Männerrunden nicht anwesend. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass Sarah neugierig ist, denn Neuigkeiten erfährt man nur von Reisenden oder umherziehenden Hirten. Sie steht hinter dem Zeltvorhang und lauscht. Nach einer Weile überrascht einer der Männer Abraham mit der unglaublichen Aussage: „In einem Jahr komme ich wieder und dann habt ihr einen Sohn“. Ich vermute, in diesem Moment erkennt Abraham, dass Gott selbst sein Besucher ist. Aber Sarah auf dem Lauschposten kann es nicht glauben, sie kichert in sich hinein und denkt: Naja, das ist ja wohl unmöglich, ich bin alt, die Menopause ist längst vorbei. Gott der Herr spürt natürlich Sarahs Zweifel, er spricht Abraham darauf an. Ich kann mir vorstellen, dass es dem Gastgeber peinlich ist, dass seine Frau beim Lauschen ertappt wurde. Gott verspricht noch einmal: „Ihr werdet einen Sohn haben!“ Und er fragt: „Sarah, warum zweifelst du?“ Nun lügt Sarah auch noch dreist: „Ich habe nicht gelacht.“ Als wenn sie es vor Gott verbergen könnte. Vielleicht hat sie auch Angst, dass Gott sein Versprechen zurück nehmen könnte weil sie ihm nicht geglaubt hat. Denn tief in ihrem Inneren leidet sie sehr darunter, eine kinderlose Frau zu sein. Anders als bei uns heute, gilt Kinderlosigkeit damals als ein Makel oder sogar eine Strafe Gottes. Gott sagt: „Mir ist nichts unmöglich.“ Und ich glaube, das ist es, was uns Menschen heute schwer fällt: Zu glauben, dass Gott nichts unmöglich ist. Was nicht in unserer Vorstellungskraft vorkommt oder was wissenschaftlich nicht bewiesen ist, das ist unserer Ansicht nach unmöglich. Wunder haben in unserer aufgeklärten Zeit keinen Platz. Wir trauen Gott einfach zu wenig zu. Kinder haben es uns voraus, sie glauben an Wunder. Jesus sagt ganz klar in Matthäus 18: „Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, werdet ihr nicht ins Reich Gottes kommen.“ Es wird Zeit, dass die Menschen wieder lernen, an Wunder zu glauben. Beten, das Gespräch mit Gott, heißt für mich an Gottes Wunder zu glauben! Deshalb dürfen wir Menschen auch nicht aufhören zu beten. Ich bete um Frieden, um Gerechtigkeit, um die Bewahrung der Natur. Und ich weiß, dass ich mit meinen Gebeten nicht alleine bin. Ich kann die Friedensverhandlungen im Nahen Osten oder sonst wo auf der Welt nicht führen, aber ich bete für den Verhandlungs- und Friedenswillen der Verantwortlichen. Amen