24.11.2023
Besinnungswort zum 26.11.2023

von Almut Ehrhardt

Almut Ehrhardt

Das Kirchenjahr neigt sich dem Ende. Morgen ist Ewigkeitssonntag. Es ist die Zeit, in der wir an die Verstorbenen aus unserer Familie, aus unserem Freundes- und Bekanntenkreis denken. Viele Gräber sind geschmückt, ein äußeres Zeichen der Erinnerung. Wie ein Mensch gelebt hat und was er oder sie für uns bedeutete, das tragen wir in unseren Herzen. Auf der anderen Seite gibt es immer mehr Menschen, die auf der Grünen Wiese bestattet werden möchten. Nicht einmal ein Stein erinnert an sie. In Suhl gedachten wir vor einer Woche in einem Gottesdienst derjenigen, die einsam gestorben sind und deren Tod manchmal erst Tage später bemerkt wurde. Im zurückliegenden Jahr waren es 27 Menschen. Es bedrückt mich, dass es unter uns Menschen gibt, die so einsam sind, dass man nicht einmal ihren Tod bemerkt. Auf der anderen Seite tröstet es mich, dass diese Menschen bei Gott nicht vergessen sind. Jesus sagt im Matthäusevangelium, Kapitel 6, 25ff: “…ist der Mensch nicht wichtiger als seine Kleidung? Seht euch die Vögel an! Sie säen nichts, sie ernten nichts und sammeln auch keine Vorräte. Euer Vater im Himmel versorgt sie. Meint ihr nicht, dass ihr ihm viel wichtiger seid? Und wenn ihr euch noch so viel sorgt, könnt ihr doch euer Leben um keinen Augenblick verlängern.“ Arno Pötzsch, ein Pfarrer aus dem letzten Jahrhundert, der zwei Weltkriege miterlebt hat, drückte diesen tröstenden Gedanken in einem Lied wie folgt aus: „Du kannst nicht tiefer fallen als in Gottes Hand.“ Dieser Satz nimmt mir die Angst vor dem Sterben, denn wie einsam ich im Tod auch sein mag, ich weiß, dass Gott bei mir sein wird. Viele Menschen stehen in diesen Tagen an den Gräbern ihrer Lieben und denken auch an ihren eigenen Tod. Sie fragen sich: Wie lange Zeit bleibt mir noch? Wie wird meine letzte Stunde sein? Werde ich noch die Hochzeit meiner Enkelkinder erleben dürfen? Oder die Geburt von Urenkelkindern? Werde ich erleben, dass Frieden herrscht auf dieser Welt? In der Bibel steht: „Meine Zeit steht in deinen Händen“. Und: „Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde.“ (Prediger 3,1). Es ist gut, dass wir nicht wissen, wann wir diese Erde verlassen müssen, es lehrt uns so zu leben, als wäre dieser Tag heute der wertvollste unseres ganzen Lebens. Dieser Gedanke macht aus jedem Tag einen wertvollen Tag, er lehrt uns, keine Zeit zu verschwenden. „Leben wir, dann leben wir für den Herrn, und sterben wir, dann sterben wir für den Herrn. Ganz gleich also, ob wir leben oder sterben: Wir gehören dem Herrn.“ So sieht es Paulus. Es ist gut, mit dieser Hoffnung das alte Kirchenjahr zu beenden und in die Adventszeit zu gehen. Amen.