12.05.2023
Besinnungswort zum 14.05.2023

von Almut Ehrhardt

Almut Ehrhardt

„Die Ortsdurchfahrt Schmiedefeld ist am 13.5.2023 von 6-18 Uhr gesperrt“. Vielleicht haben Sie diesen Hinweis am Ortsausgang Suhl auch gelesen. Seit Tagen werden Autofahrer*innen auf das Ereignis hingewiesen, das tausende schon seit vielen Monaten in ihren Terminkalendern stehen haben: Der Rennsteiglauf wird 50! Wer hätte vor 50 Jahren gedacht, dass aus diesem Abenteuer vier Jenaer Studenten der beliebteste Crosslauf Europas wird. Eines Morgens wagen sich die jungen Männer auf die herausfordernde Strecke von Eisenach über den Rennsteig. 50 Jahre später sind über 19.000 Menschen auf den unterschiedlichen Strecken unterwegs, dazu kommen unzählige ehrenamtlich helfende Hände. Was treibt Menschen dazu an, lange zu trainieren und dann an einem Tag die Strecke von etwa 21, 42 oder 74 km zu bewältigen? Hinzu kommen viele Höhenmeter, eventuell Regen, Sturm, Hagel oder Hitze. Wahrscheinlich gibt es so viele Motivationsgründe wie Läufer*innen, aber Begeisterung ist ein ganz entscheidender, ohne die Begeisterung ein großes Ziel erreichen zu wollen, geht es nicht. Paulus schreibt im 1. Korintherbrief ebenfalls von einem großen Ziel, welches nur mit viel Ausdauer und Disziplin erreicht werden kann. Am Ende eines langes Laufes oder eines herausfordernden Faustkampfes in der Arena gibt nur einen Siegerkranz, begleitet vom Beifall und Jubel der Zuschauer. Paulus schreibt an seine Gemeinden gerne in anschaulichen Bildern aus dem Leben. Hier bezieht er sich auf den Antiken Sport. Damals wie heute war Sport populär und mobilisierte die Massen. Vor den Toren Korinths gab es alle zwei Jahre die Isthmischen Spiele, welche auf der Landenge, dem Isthmus, abgehalten wurden. Es ist gut möglich, dass Paulus im Jahr 51 n. Chr. Zuschauer bei diesen Spielen gewesen ist. Ob der Apostel begeistert von den Wettkämpfen war und sich von der Stimmung im Stadion mitreißen ließ, darüber wissen wir nichts. Jedenfalls waren die Bilder so faszinierend für ihn, dass er die Wettbewerbe mit Worten festgehalten hat. Die Sportler werden als Vorbilder beschrieben: Sie trainieren ihre Körper und leisten tagtäglichen Verzicht. Sie essen wenig und entsagen dem Alkohol. Sie sind auf den Wettkampf fixiert und streben dem Wettbewerb konzentriert entgegen. Sie haben sich auf einen langen Lauf eingestellt, den sie als Sieger beenden wollen. Paulus sieht die Christen auf einer ähnlich langen Strecke als Wettkämpfer im Glauben. Wer hätte gedacht, dass aus der kleinen Gemeinschaft der Christen, die in ihren Anfängen stark verfolgt oder zumindest kritisch beäugt wurden, eine weltumspannende Religion wird. Genau wie im Sport braucht man Begeisterung auch für den Glauben: Ohne in unserer wunderbaren Schöpfung Gottes Handschrift zu sehen, ohne Gott als seinen Begleiter in schönen und in schwierigen Situationen zu verstehen, ohne ihm zu vertrauen, geht es im Glauben nicht. Aber es gibt einen signifikanten Unterschied zwischen dem Glauben und dem Antiken- oder Leistungssport heute: Im Glauben gibt es nicht nur einen Sieger, wir sind bei Gott alle Sieger. Und in diesem Punkt sind wir wieder beim Rennsteiglauf. Denn wer diese Strecken bewältigt, hat gewonnen. Die Begeisterung der Laufbegeisterten und der ehrenamtlich
Helfenden am Start, an der Strecke und im Ziel macht diesen Lauf zur Legende. Dabei sollten wir nie vergessen: Wir brauchen alle den Segen Gottes, die Christenheit und die Rennsteigläufer*innen. So wünsche ich allen einen unfallfreien Lauf, viel Spaß und Gottes Geleit.