19.11.2020
Besinnungswort zum 22.November 2020

Besinnungsworte zum Ewigkeitssonntag von Pfarrerin Catherine Heckert, Goldlauter-Heidersbach

Pfrn. Catherine Heckert
Überschrift

Ich möchte mal wieder ein Bild malen, und ich weiß auch schon, was darauf zu sehen sein wird. Es werden Bäume sein, aber keine gewöhnlichen Bäume. Die Bäume, die ich malen werde, werden nicht nur große Bäume sein, es werden Bäume sein, die in den Himmel wachsen und dort erneut wurzeln. Die Bäume unserer natürlichen Umgebung wurzeln in der Erde und wachsen nach oben, doch auch der größte Baumriese hört irgendwann auf zu wachsen. In der Kunst wird möglich, was in der Natur nicht möglich ist: Bäume, die bis zum Himmel, ja in den Himmel hinein wachsen. Vor meinem inneren Auge sind sie schon zu sehen. Dieses innere Bild erzählt mir etwas von Gottes Ewigkeit. An diesem Sonntag feiern wir sie mit dem Ewigkeitssonntag. Das Nachdenken über Tod und Sterben gehört da mit dazu und natürlich auch das Gedenken derer, die nicht mehr sichtbar unter uns sind, die wir oft so geliebt haben und die wir so sehr vermissen. Doch sie sind nicht verloren, sie sind eingegangen in Gottes Ewigkeit, sie sind im Himmelreich neu verwurzelt.

Der Baum als Bild für das Leben des Menschen begegnet uns immer mal wieder in der Bibel und in geistlichen Liedern. In dem Lied: „Du hast mein Klagelied verwandelt“ wird im Refrain besungen: „Wir sind wie Bäume der Gerechtigkeit, die Pflanzung unsres Herrn, damit der HERR verherrlicht wird“ (nach Jesaja 61,3). Ja, wir sind die Pflanzung des Herrn, des Einen und Ewigen. Er hat uns als Samen mit größter Sorgfalt in seinen Boden gelegt, hat uns keimen und wachsen lassen, hat uns Wurzeln schlagen lassen, hat uns über unsere Wurzel versorgt mit allen Nährstoffen, die wir zum Leben brauchen.

Er lässt geschehen, dass wir weiter wachsen und reifen. Er freut sich an unseren Früchten, die wir freigiebig verschenken, all denen, die sie zu ihrem Leben brauchen. Er lässt auch so manchen Wind aufkommen, der uns hin und her wiegt und er lässt manchmal auch einen Sturm tosen, der auch mal den einen oder anderen inzwischen morschen Ast abbricht. Er lässt geschehen, dass es zum Ende zu beschwerlicher wird, doch nie ohne Hoffnung lässt er uns zurück. Dort, wo wir Menschen das baldige Ende sehen, sieht er den Anfang. Wir brechen nicht ab und bleiben verkümmert zurück, sondern wir wachsen weiter, immer weiter, bis wir den Himmel berühren. Und einst, wenn er es für richtig hält, wachsen wir in den Himmel hinein und schlagen erneut Wurzeln, die uns mit der Kraft des Ewigen selbst versorgen, sodass neues, ganz anderes Leben möglich wird. Ein Leben beginnt, was nie mehr endet.

Wir Menschen tragen in uns ein Woher und ein Wohin. Die Wurzel, die in die Erde wurzelt, ist das Woher, die Wurzel, die in den Himmel wurzelt, zeigt uns das Wohin. Und dazwischen sind wir seine Bäume, die Bäume der Gerechtigkeit. Wir Menschen erreichen sie oft genug nicht, die Gerechtigkeit, doch Gott selbst kleidet uns mit seiner Gerechtigkeit, sodass er seine Freude an uns hat. Wir sind nicht vollkommen, doch wir sind richtig vor ihm, wir sind seine Pflanzung. Er sorgt für uns, im Leben, im Sterben und in der Ewigkeit.

Es wünscht Ihnen einen trostreichen Ewigkeitssonntag

Pfarrerin Catherine Heckert, Goldlauter- Heidersbach