02.12.2020
Besinnungswort zum 2.Advent 2020

von Pfarrer Andreas Barth, Gemeinde Schleusingen

„Ist Weihnachten noch zu retten?“, so lautet dieser Tage so manche Schlagzeile[1]. Klar, Advent und Weihnachten werden anders sein in diesem Jahr. Das stellt uns vor so manche Herausforderung: Wen soll man zu sich einladen, wenn nur wenige Personen erlaubt sind? Ist also Weihnachten noch zu retten?

Aber eigentlich ist das so formuliert falsch. Denn Weihnachten muss nicht gerettet werden. Weihnachten existiert, selbst wenn wir in diesem Jahr die Weihnachtsgottesdienste komplett ausfallen würden. Sondern es sind wir, die gerettet werden müssen! Wie sehr wir Rettung benötigen brauchen, das hat uns eindrücklich das nun zu Ende gehende Jahr aufgezeigt. Wir haben so viele Unsicherheiten und Unzulänglichkeiten erleben müssen; uns wurde so viel abverlangt, dass so mancher die Hoffnung auf eine gute Zukunft inzwischen verloren hat. Wir blicken auf ein Jahr zurück, dass uns eindrücklich unsere eigene Verletzlichkeit vor Augen gestellt und vermeintliche Sicherheiten ad absurdum geführt hat. Jede und jeder hat in den vergangenen Monaten sein Päckchen zu tragen gehabt – und wird es wohl auch in den kommenden Monaten noch tragen müssen.

Aber Advent heißt: Wir müssen das alles nicht alleine tragen! Denn Gott kommt. Er kommt hinein in unser oft so schönes, manchmal aber auch so gebeuteltes Leben. Er kommt, weil Er uns Menschen frei machen möchte von dem, was uns belastet und was nicht gut in unserem Leben läuft; was uns angst macht oder verzweifeln lässt. Und Advent heißt auch: Wir dürfen Hoffnung haben. Hoffnung darauf, dass Dunkles hell werden kann und dass wir eine gute Zukunft haben dürfen.

Darum hören wir unter anderem im Advent auch Worte wie diese: „Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht.“ Dieser Satz aus dem Lukasevangelium begleitet uns am 2. Advent. Und für mich ist es gerade in dieser Zeit ein sehr wichtiger Satz geworden. Ein Satz, der mir Hoffnung und Trost gibt. Denn er erinnert mich daran, worum es im Advent geht: Jesus kommt, hinein in unsere Welt und in unser Leben.

Die Adventszeit bereitet uns darauf vor. Und sie lädt uns zu einem Perspektivwechsel ein. Denn aufsehen, weil unsere Erlösung naht bzw. gewaltig im Kommen begriffen ist, das heißt auch, alles das infrage stellen zu dürfen, was uns und unsere Seele belastet und bedrückt: unseren Ärger, unsere Angst, unsere Wut, unsere Verzweiflung, unsere Hoffnungslosigkeit. Und vielleicht auch unsere Erschöpfung und Hilflosigkeit.

Gott kommt, das ist gewiss. Und Er kommt als der, der uns Hoffnung, Rettung und Licht bringt. Ich wünsche Ihnen dafür offene Augen und Ohren und ein offenes Herz.

In diesem Sinne: Bleiben Sie behütet!