25.05.2020
Besinnungswort zum 23.Mai 2020

von Matthias Gering, GKR Goldlauter-Heidersbach  

Regenbögen

Die Menschen sind erfinderisch in Krisenzeiten. Auch um sich gegenseitig Mut zu machen...

Mit diesen Worten beginnt ein Leserbrief vor einigen Wochen, hier im Freien Wort.  Er ruft auf gemeinsam zu malen. Die schöne Aktion, Kinder malen einen Regenbögen auch hier bei uns zu starten. Und siehe da, was für eine Resonanz hat dieser Leserbrief, haben diese Zeilen an die Redaktion unserer Heimatzeitung ausgelöst. Überall Regenbögen!  Am Fenster, am Zaun, am Eingangstor und manchmal sogar ein bemalter Stein inmitten eines Frühlingsbeetes. Mancher denkt  ein geheimes Zeichen, dass überall in unserer Stadt und in den Ortsteilen sichtbar ist. Ein geheimes Zeichen von Kindern für Kinder. Naja so ganz geheim ist es vielleicht nicht mehr nach dem Leserbrief und nachdem ich hier davon schreibe. Ich freue mich immer wenn ich bei einem Spaziergang durch Goldlauter- Heidersbach einen neuen Regenbogen sehe und bin stolz auf die Kinder, die sich an dieser Aktion beteiligen. Jedes Kind das einen Regenbogen entdeckt weiß: "Ich bin nicht alleine, hier wohnt ein anders Kind, das momentan zuhause bleibt und sich genau wie ich darauf freut, irgendwann wieder mit den Freunden zu spielen, draußen herumzutoben und einfach im hier und jetzt zu leben, ich bin nicht alleine, wir sind ganz viele.“ Jesus Christus spricht:

Ich bin der Weinstock, ihr seit die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht, den ohne mich könnt ihr nichts tun. ( Johannes 15,5)

Für viele Kinder sind schon seit einigen Wochen die Kindergärten und Schulen geschlossen, für uns als Kirchengemeinde war lange Zeit, wie in anderen Gemeinden auch die Kirchentür der Goldlauterer Kirche und der Heidersbacher Kirche  verschlossen. Auf jeden Fall, was dem sonntäglichen Gottesdienst anbelangt. Gemeinde ohne gemeinsamen Gottesdienst, kann das gelingen? Zu Beginn der Coronakrise war ich mir da nicht sicher. Doch ich bin eines Besseren belehrt worden. Denn es worden Gottesdienste gefeiert, die ganze Zeit. Die Glocken der Kirchen läuten zum Drei-Uhr-Gebet, jeden Sonntag im Fernsehen, Gottesdienst und täglich auch Andachten im Radio. Ja auch im Internet wurden Onlinegottesdienste, Livestream und Andachten angeboten. Viele Gemeindemitglieder, die es schon vor Corona Zeiten nicht mehr in die Kirche geschafft haben wurden dadurch wieder ein Teil der lebendigen Gemeinschaft mit Kerze und Gesangbuch im eigenen Wohnzimmer. So sehr ich auch unsere Kirchen vermisse, die Gerüche, die Klänge der Orgeln, habe ich in den letzten Wochen gemerkt, wir sind Kirche auch ohne unsere Kirchen und das ist gut so, denn Gebäude sind vergänglich, auch wenn sie viele hundert Jahre alt sind. Wir sind eine Gemeinschaft, eine geistliche Gemeinschaft  die sich dadurch auszeichnet, dass wir mit dem Weinstock verbunden sind, dass der Weinstock jeden einzelnen von uns versorgt und gleichzeitig verbindet zu einem Großen und Ganzen und erst dann, viel später kommt das Gebäude. Das heißt nicht, dass man auf unsere Kirchen in irgendeiner Art und Weise verzichten sollte, denn der Kirchraum ist so vieles, ein Stück zuhause, ein Ort der Begegnung, ein Ort der Freude, der Trauer, des Leids und der Hoffnung. Auch wenn die Kirchengebäude einige Wochen geschlossen waren, bin ich überzeugt Kirche ist lebendiger denn je.

Am Pfingstsonntag können wir uns das erstemal, seit Anfang März wieder in der Heidersbacher Kirche zum Gottesdienst treffen.  Aber ich weiss, der Gottesdienst wird anders sein als die Gottesdienste am Anfang des Jahres, denn nach wie vor bedarf es großer Vorsicht ,wir können nicht erwarten, dass wir da weitermachen können, wo wir vor 12 Wochen aufgehört haben. Doch auch ein anderer Gottesdienst kann stärken, Mut machen, trösten und Hoffnung spenden. Gehen wir also in die kommende Zeit, auch unter dem Zeichen des gemalten Regenbogens,  mit dem Wissen, dass wir nicht alleine sind, sondern zu dem Weinstock gehören, der uns mit dem Lebensnotwendigen versorgt.

Ich freue mich darauf.