14.05.2020
Besinnungsworte zum 16.Mai 2020

Besinnungsworte zum Sonntag Rogate von Pfarrerin Catherine Heckert, Goldlauter-Heidersbach

Pfrn. Catherine Heckert
Überschrift

Dieser Sonntag heißt Rogate, was bedeutet: „Betet!“ Das Gebet gehört für viele Menschen zum Leben dazu und an diesem Sonntag steht das Gebet im Zentrum unseres Nachdenkens. Beten kann vieles bedeuten. Auf jeden Falls ist es mehr als Bitten, auch wenn das Bitten mit dazu gehört. Beten ist reden mit Gott; über alles, was uns gerade bewegt. Wir können ihm erzählen von dem, was unser Herz gerade überquellen lässt vor Freude- und ihm auch dafür danken, dass er uns so viel Gutes schenkt. Wir können loswerden, was uns belastet, wir können buchstäblich bei ihm abladen, was uns schwer wird. Vor kurzem haben wir daheim mal wieder einmal die Filme von Don Camillo und Peppone gesehen. Am liebsten sind mir die Kreuz- Szenen, die beschreiben, wie Don Camillo mit seinem übervollen Herzen zum Kreuz rennt und dem HERRN mit großer Eile mitteilt, was ihn gerade jetzt wieder ärgert oder bestürzt, aber auch aus tiefstem Herzen freut. Und Jesus antwortet ihm. Oft anders, als Camillo es erwartet. Für Politik interessiert sich Jesus zum Beispiel nicht. So versucht er, das erhitzte Gemüt des Betenden zu beruhigen und entlässt ihn auch mal mit einer deutlichen Ermahnung. Der ständige Kontakt mit seinem HERRN hält Don Camillo im Gleichgewicht, lässt ihn die Dinge wieder im rechten Maß sehen, lässt ihn neu Kraft schöpfen. Doch ganz selten bekommt Don Camillo auch keine Antwort von Kreuz. Später erfuhr er dann vom HERRN, dass es sein eigener Hochmut war,der ihn taub gemacht hat für die Stimme des HERRN. Auch wenn es nur ein Film ist, können wir einiges lernen von diesem Don Camillo. Auch wir dürfen so unmittelbaren Umgang mit unserem HERRN pflegen, dürfen mit flinken Füßen zum Kreuz eilen, um mit IHM unser Leben zu teilen, IHM anzuvertrauen, was wir sonst keinem sagen können oder wollen. Dieses Kreuz muss nicht das Kruzifix einer Kirche sein, auch eine kleine Andachtsecke im Hause genügt oder auch, ganz verinnerlicht, ein Winkel in unserem Herzen, der sich jetzt gerade Gott zuwenden will. Und natürlich können wir auch unsere Bitten mitnehmen zum Kreuz. „Bittet, so werdet ihr empfangen, auf dass Eure Freude vollkommen sei“, sagt Jesus seinen Jüngern. (Johannes 16,24)Ja, wir dürfen auch bitten. Manches, was uns wichtig ist, fehlt uns gerade. Und Sorgen um anvertraute Menschen oder auch um uns selbst treiben uns um. Das Leid dieser Welt lässt uns nicht kalt. Ja, wir dürfen auch bitten. Das, was wir empfangen, ist oft etwas anderes, als wir es erbeten haben. Wir werden nie ganz verstehen, warum wir als Betende auch diese Erfahrung immer wieder machen. Doch oft zeigt sich im Nachhinein, dass Gottes Weg mit uns gut war, dass wir alles empfingen, was wir zu einem gelingenden Leben brauchten. Mit Gott immer wieder reden und mit Freuden empfangen was er uns schenkt, dazu sind wir immer wieder neu eingeladen, nicht nur an diesem Sonntag, sondern Tag für Tag.