28.02.2024
Besinnungswort zum 25.02.2024

von Almut Ehrhardt

Almut Ehrhardt

In unsicheren Zeiten, und die letzten Monate und Jahre empfinden viele unter uns als ungewiss, kann es helfen, sich vergangener schwerer Zeiten zu erinnern und sich zu fragen: Was hat den Menschen damals geholfen? Was hat ihnen Kraft gegeben? Was hat sie getragen? Was hat die Trümmerfrauen 1945 dazu bewegt, die Ärmel hoch zu krempeln und Steine zu klopfen, auf das Feld zu gehen und es zu bestellen? Was hat die Menschen im Mittelalter nach der Pest und dem 30 jährigen Krieg dazu bewegt, die zerstörten und ausgestorbenen Landschaften wieder neu zu gestalten? Was hat dem jüdischen Volk in der Babylonischen Gefangenschaft Mut gemacht? Gehen wir einmal zurück in das beginnende 6. Jahrhundert vor Christus nach Babylon. Dorthin hat der babylonische König Nebukadnezar einen großen Teil des Volkes Israel verschleppt. Zuvor hat er Israels Hauptstadt Jerusalem einschließlich des Salomonischen Tempels in Schutt und Asche gelegt. Unter den Verschleppten in Babylon sind Älteste, Priester und Propheten, also Leute, die in Israel wichtige Aufgaben im öffentlichen Leben hatten. Nun sind sie selbst ohne Orientierung und sehen sich mit einem Berg ungelöster Fragen und Probleme konfrontiert. Ihre drängendste Frage ist die nach Gott: Wie können wir Gott und wie kann Gott uns nahe sein, wo doch sein Heiligtum hunderte von Kilometern entfernt und überdies zerstört ist? Sind wir hier in der Fremde nicht völlig verloren? Und wie sollen wir uns hier verhalten unter den fremden Menschen mit ihren Bräuchen und Ritualen? Sollen wir auf gepackten Koffern sitzen bleiben? Wie lange wird die Verbannung dauern? Oder sollen wir uns auf dieses Land und seine Menschen einlassen? Aber können wir dann noch unsere Identität bewahren? Werden wir nicht früher oder später in dem babylonischen Volk und seiner Kultur aufgehen? Drängende, existenzielle Fragen bewegen die verschleppten Juden in der Fremde. Da erreicht sie ein Brief. Ein Brief, der den Orientierungslosen Orientierung gibt und vermutlich nicht wenige von ihnen sehr tröstet. Absender des Briefes ist der Prophet Jeremia, der jahrelang vor der Katastrophe gewarnt und zur Umkehr gerufen hat. Auf zwei Aspekte des Briefes möchte ich hier eingehen: Jeremia schreibt (Jer., 29): ‚Suchet der Stadt Bestes.‘ Gott will, dass sich die Verschleppten des Volkes Israel in Babylon einbringen mit ihrem Wissen und Können. Er sagt: Wenn es dem Land, in dem ihr seid, gut geht, dann wird es euch auch gut gehen. Gott möchte, dass es dem Volk Israel gut geht. Und er möchte, dass die fremden Herrscher sehen, dass das Volk Israel ein gesegnetes Volk ist. Ich denke an die vergangene DDR Zeit. Viele Christen fragten sich damals: Soll ich mich einbringen in den Sozialistischen Staat, der doch die Christen nicht gern haben möchte? In den Gemeinden wurde diese Frage oft diskutiert. Und Jeremia warnt das Volk vor falschen Propheten. Vor Menschen, die Lüge weissagen. Solche Leute sind jetzt im 21. Jh. auch wieder unterwegs. Aber wie erkenne ich in Zeiten von Social Media, Fake News und Chat GPT falsche Propheten? Das wird leider immer schwieriger. Vielleicht helfen Ihnen zwei Kriterien: Wem nützt es, was die Menschen reden? Und reden sie von Hass oder Lüge? Wir dürfen in dieser unsicheren Zeit niemals vergessen Gott zu vertrauen, er lässt uns nicht im Stich. Er hat sein Volk wieder aus Babylon nach Israel geführt, er hat den Menschen im Mittelalter und nach dem zweiten Weltkrieg Kraft gegeben, neu anzufangen. Jeremia schreibt: ‚Ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe, spricht der HERR: Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass ich euch gebe Zukunft und Hoffnung. Wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, so will ich mich von euch finden lassen.‘ Machen wir uns auf die Suche. Amen.