17.03.2023
Besinnungswort zum 26.03.2023

von Almut Ehrhardt

Almut Ehrhardt

Stellen Sie sich vor, Sie treten eine neue Stelle an oder Sie möchten ein eigenes Unternehmen gründen. Wie bereiten Sie sich darauf vor? Vermutlich schauen Sie auf die Internetseite des Unternehmens, bei dem Sie anfangen möchten, oder Sie machen eine Marktanalyse. Diese benötigt man, um einen Bankkredit für eine Firmengründung zu erhalten. Auf alle Fälle werden Sie sich eifrig auf die neue Situation vorbereiten, um Erfolg zu haben oder um den neuen Vorgesetzten zu beweisen, dass Sie die richtige Person auf dieser Stelle sind. Kämen Sie auf die Idee, sich mit einer Auszeit auf den neuen Lebensabschnitt vorzubereiten? Sie finden meine Frage abwegig? Aber genau das tut Jesus nach seiner Taufe, bevor er zu den Menschen predigt, bevor er heilt und Wunder tut. Er geht in die Wüste und fastet 40 Tage und 40 Nächte. Er nimmt eine Auszeit, wie man heute sagt. So steht es im Matthäusevangelium, Kapitel 4. Das Fasten hat in allen Weltreligionen eine lange Tradition. Es ist also nichts Neues, dass Jesus als gläubiger Jude fastet. Wozu soll fasten gut sein? Es wird praktiziert, um die Wahrnehmung zu fördern, die Sinne zu schärfen. Manchen Menschen dient sie als Stärkung der Willenskraft oder als Vorbereitung auf besondere Herausforderungen, um ihre eigene psychische Kontrolle zu verbessern. Manche Gläubige verstehen es als Reue oder als innere Reinigung. Ich denke, Jesus geht in die Wüste, um in sich selbst Raum für Gott zu schaffen. Im Lukasevangelium, Kapitel 22,42 drückt Jesus es im Gebet so aus: „Vater, wenn du willst, nimm diesen Kelch von mir! Aber nicht mein, sondern dein Wille soll geschehen.“ Jesus bereitet sich auf seine Aufgabe mit einer Fastenzeit vor. Er verzichtet in der Wüste auf Nahrung, auf Gesellschaft von anderen Menschen und auf Ablenkungen jeglicher Art. Er ist ganz bei sich und bei Gott. Verzicht! Passt Verzicht noch in unsere Gesellschaft heute? Wo wir doch fast alles mit einem Klick kaufen können und es morgen geliefert bekommen. Wer will noch auf irgendetwas warten in unserer schnelllebigen Zeit? Für meine Begriffe gehört Verzicht sehr wohl zum Erwachsensein dazu. Auf etwas verzichten zu können ist meiner Ansicht nach ein Zeichen von Reife. Jesus verzichtet auf sehr viel, um in sich Raum zu schaffen für das Gespräch mit Gott. Er hat keinerlei Ablenkung, er ist ganz bei Gott. Er hört auf Gottes Worte und findet so heraus, was seine Aufgabe ist, was Gott für seinen Lebensweg bestimmt hat. Vielleicht wagen Sie es auch einmal. Verzichten Sie in dieser Fastenzeit einmal auf eine lieb gewonnene Gewohnheit oder auf einen bestimmten Luxus und schaffen Sie auf diese Weise Raum für Gottes Plan mit Ihnen. Bleiben Sie neugierig auf das, was kommt, wohin der Verzicht Sie führt. Sie werden staunen. Ich wünsche Ihnen überraschende Erkenntnisse.