24.09.2021
Besinnungswort zum 26.09.2021

von Almut Ehrhardt, Leiterin Familienzentrum und Mehrgenerationenhaus "Die Insel", Suhl

Almut Ehrhardt

„Gott hat uns die Zeit gegeben, von Eile hat er nichts gesagt.“ Dieser Spruch, der ziemlich flapsig daher kommt, hat einen tieferen Sinn. Manchmal denke ich, die Arbeit hört nie auf, wenn etwas geschafft ist, taucht wie aus dem Nichts die nächste Herausforderung auf. Auf diese Weise ist die Gefahr groß, dass ich ins Hamsterrad gerate, das sich dann immer schneller zu drehen scheint. Früher dachte ich: „Wenn meine Kinder aus dem Haus sind“ oder „Nach dem Urlaub nehme ich mir vor, alles etwas langsamer anzugehen…“ Jetzt sind meine Kinder aus dem Haus und mein letzter Urlaub ist gerade drei Tage vorbei und ich habe trotzdem nicht mehr Zeit übrig, oder doch? STOP!

„Meine Zeit steht in deinen Händen“ (Psalm 31,16) – das sagt uns die Bibel. Und: „Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde.“ (Prediger 3,1). Diese beiden Bibelverse relativieren meinen Zeitbegriff erheblich.

„Ich habe nie Zeit für mich!“ Diese Klage, die ich öfter höre, ist doch lediglich eine Lüge an sich selbst. Jeder Mensch hat von Gott jeden Tag 24 Stunden Zeit geschenkt bekommen. Womit ein Mensch seine Zeit verbringt, ist seine freie Entscheidung. Ich kann mich entscheiden, jetzt eine Stunde Fern zu sehen, ein Buch zu lesen oder Besinnungsworte zu schreiben. Ich kann selbst entscheiden, was mir wertvoll genug erscheint, um damit meine kostbare Lebenszeit zu verbringen. Manche Menschen können das nicht, weil sie sich abhängig machen von der Meinung anderer: „Sieh mal, was der oder die alles schafft!“ Aber auch das Gegenteil habe ich schon gehört: „Die muss aber viel Zeit haben, die geht jeden Tag mit ihrem Hund eine Stunde spazieren…“ Ja, ich gehe jeden Tag mit meinem Hund an die frische Luft. Ich sammle dort Kraft für meine Aufgaben am nächsten Tag, ich tu meinen Augen etwas Gutes, wenn sie frisches Grün sehen, anstatt auf den Computerbildschirm zu starren. Manchmal rede ich mit Gott, wenn ich draußen durch den wunderschönen Thüringer Wald gehe. Man hat Zeit, wofür man sich Zeit nimmt. So einfach ist das. Oder doch nicht? Was ist mit den Dingen, die einfach gemacht werden müssen? Es gibt ein sehr schönes Lied, das auf diese Frage eine Antwort gibt: „Meine Zeit steht in deinen Händen. Nun kann ich ruhig sein, ruhig sein in dir. Du gibst Geborgenheit, du kannst alles wenden. Gib mir ein festes Herz, mach es fest in dir. Hast und Eile, Zeitnot und Betrieb nehmen mich gefangen, jagen mich. Herr, ich rufe: Komm und mach mich frei! Führe du mich Schritt für Schritt!“