25.05.2023
Besinnungswort zum 28.05.2023

von Almut Ehrhardt

Almut Ehrhardt

Das Pfingstwochenende steht bevor. Ich stehe an der Kasse des Supermarktes, vor mir eine Oma mit ihrem Enkelkind. Das Kind fragt: „Was machen wir am Wochenende?“ Die Großmutter antwortet: „Wir gehen in den Wald und suchen den Pfingstochsen.“ „Was ist ein Pfingstochse, Oma?“ Nun bin ich auf die Antwort gespannt. Aber wie das manchmal auch mit den Träumen ist, das Ende des Gespräches verpasse ich, weil die Oma und ihr Enkelkind an der Kasse bezahlen müssen. Schade. Aber die Frage des Kindes hat in mir die Worte aus Psalm 118 in Erinnerung gebracht: „Dies ist der Tag den der Herr macht; Lasst uns freuen und fröhlich an ihm sein.“ Das passt ja wunderbar zu einer sonnigen Pfingstwanderung! Am verlängerten Wochenende durch die Natur streifen, das frische Grün der Bäume und die Sonne genießen, darauf freut man sich. In Psalm 118 heißt es weiter: “Der Herr ist Gott, der uns erleuchtet“. Mit diesem Vers kommen wir dem Pfingstfest auf die Spur: Der Herr erleuchtet uns. Er schenkt uns den Heiligen Geist, der uns stärkt und Mut macht, der uns in schwierigen Situationen die richtigen Worte schenkt. Und das ist doch ein Grund zur Freude! Als der Heilige Geist den ersten Christen geschenkt wurde, waren sie so ausgelassen vor Freude, dass die anderen Menschen glaubten, sie seien betrunken (Apg.2,1ff). Dieses Pfingstwunder gilt für uns Christen die Geburtsstunde der Kirche. In Psalm 118 lesen wir weiter: „Schmückt das Fest mit Maien bis an die Hörner des Altars.“ Lange Zeit habe ich mich gefragt, was es wohl mit den "Hörnern des Altars" auf sich hat. Das Horn des Stiers ist Sinnbild für Kraft und Stärke (1. Könige 22, 11). Es kann Macht symbolisieren. Ein Altar, der Ort der Anbetung, hat natürlich viel mit Stärke zu tun: Gottes Stärke ist größer als alle anderen Kräfte und Mächte, und man konnte zur Zeit des Jüdischen Tempels in Israel in jeder Lebenslage zu dieser liebevollen Kraft Gottes Zuflucht nehmen. Deshalb hatte der Altar im alten Israel Hörner: An jeder der vier Ecken trug er eines. Im Mittelalter wurde die Tradition des Schutzes am Altar fortgeführt bis in unsere Tage heute: Wer in einer Kirche Asyl sucht, dem wird Schutz gewährt. Wir haben also mehrfachen Grund, an Pfingsten zu feiern: Wir danken Gott für die Segnung mit dem Heiligen Geist, der uns stärkt und Mut macht; wir feiern Kirchengeburtstag und wir danken Gott für seinen Schutz, unter dem wir stehen. Und was ist nun mit dem Pfingstochsen, werden Sie fragen? Der Pfingstochse ist Bestandteil eines heute nur noch vereinzelt gepflegten Brauches zum Pfingstsonntag. Das Vieh wird an diesem Tag das erste Mal auf die Weide getrieben und dabei in einer Prozession durch den Ort geführt, der Bauer sucht ein besonders stattliches Tier aus und schmückt es festlich. So wird aus dem Almauftrieb ein fröhliches Fest. Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes und unbeschwertes Pfingstfest.