20.08.2020
Besinnungswort zum August 2020

von Matthias Gering, GKR Goldlauter-Heidersbach

                                                           Die Suche nach Sinn

Vergangene Woche, genauer am 13.August wurde vor 59 Jahren in Berlin die Mauer errichtet.

Sie sollte Stärke demonstrieren und war doch nur ein Ausdruck der Schwäche. Ich war in den sechziger Jahren noch zu klein, um die Tragweite des Bau der Mauer zu verstehen, aber die Generation meiner Eltern, wurden durch die Mauer ihrer Freiheit beraubt. Ganz sicher suchten viele Menschen, nach dem tieferen Sinn dieser Aktion. Vielleicht tauchte auch die Frage nach dem Sinn der Freiheit auf, die Gott den Menschen zusagte, die sie aber nicht leben konnten. Für viele, begann nach einer langer Zeit der Resignation  ein neues Hören, dass Hören auf Gottes Wort. Angespornt durch gemeinsame Bittgebete stieg das Vertrauen in Gottes Wort. Den Jesus sagt im Matthäusevangelium ganz klar: Bittet, so wird euch gegeben, suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan. Denn wer da bittet, der empfängt und wer da sucht, der findet und wer da anklopft, dem wird aufgetan ( Mt 7,7-8).  Als junger Mann ist mir dann klar geworden, dass neben vielen Faktoren auch die Kraft des Gebetes und damit Gottes Gegenwart dazu beigetragen hat, dass nach 28 Jahren das monströse Bauwerk verschwand und wir alle in Deutschland wieder in Freiheit atmen konnten.  Und wie erleben wir im Jahr 2020  Gottes Gegenwart? Ist er allezeit um uns in Sorge? - Menschlichkeit in unserer Mitte ? - Mit ganzer Kraft uns zugetan?  Auch wenn Gottes Gegenwart mitten in unserem Leben nicht sichtbar ist, spüren und ahnen wir doch immer wieder, dass er uns in seiner großen Liebe birgt. Hoffen wir, dass wir den Herrn so erleben dürfen, um ihn zu bitten, dass er uns hilft, das Vertrauen im gemeinsame Gebet zu finden. Vielleicht kann diese Kraft auch ein Anteil sein, die  uns herausführt und uns hilft auch die Mauern der Corona Pandemie zu öffnen, die für viele von uns wieder Unfreiheit bedeutet. Wer hätte vor einigen Monaten gedacht, dass die Welt um uns herum so zusammenschrumpfen würde?  Vor Urlaubsreisen in bestimmte Länder oder Regionen wird abgeraten, keine Kreuzfahrten oder nur mit Einschränkungen sind  möglich. Die Kreise die wir ziehen sind wieder enger geworden. So stellt sich auch in der aktuellen Zeit die Frage nach Lebensinn. Einerseits ermöglicht uns dieser Umstand, das Naheliegende neu zu entdecken. Den Zauber einer Wanderung in den Wäldern oder im Park um die Ecke nachzuspüren. Den Garten oder Balkon als privaten Freiluftraum in all seiner Kostbarkeit und Schönheit wertzuschätzen. Keine Frage, was wir gerade erleben, ist auch eine Lektion in Genügsamkeit. Und das ist sicherlich einer der positiven Aspekte der Krise. Auf der anderen Seite ist es aber auch die Frage, was wird in den nächsten Wochen oder Monaten möglich sein? Wohin können wir reisen, wohin nicht?  Welche Veranstaltungen sind möglich, welche nicht? Viele Fragen werden uns alle begleiten. Und für mich ist einer der  Schlüssel zur Antwort auf unsere Fragen, wie zur Öffnung der Mauer im Jahr 1989 der personenbezogene Moment des Glaubens an Gott, und das vertraute Wissen: Es ist Jesus Christus, der uns durch sein Wort immer wieder hilft. Er stärkt uns und führt uns zusammen für das gemeinsame Einstehen von Veränderungen zum Guten in der Welt.