18.04.2025
Besinnungswort zum Osterfest

Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten?

Von Beate Marwede, Superintendentin des Kirchenkreises Meiningen und geschäftsführend im KK Henneberger Land

Nach der Kreuzigung, nach dem Sterben Jesu, sind es Frauen, die den Weg zum Grab Jesu suchen. Vieles hatten sie mit Jesus erlebt. Er hatte Hoffnungen in ihnen geweckt: dass die Sanftmütigen das Erdreichs besitzen, dass die Friedfertigen Gottes Kinder heißen, dass die Leidtragenden und Verfolgten Trost finden.

Die Frauen hatten ihr bisheriges Leben hinter sich gelassen, um seinetwillen und um ihrer Hoffnung willen. Sie waren mit Jesus nach Jerusalem gegangen im Vertrauen, dass dort der lebendige Gott dort seine Verheißungen wahr macht. Wie sehr waren sie enttäuscht. Die Wahrheit, die Wirklichkeit das war sein Kreuz, sein grausames Ende. Der, der noch vor wenigen Tagen lebendig bei ihnen war, ist nun bei den Toten. Und mit ihm sind alle Träume, alle Hoffnungen begraben.

Die Frauen gehen den Weg des Abschiedes. Sie wollen tun, was die Pietät gebietet. Sie wollen ihm mit Salben ein echtes Zeichen ihrer Liebe und Zuneigung schenken. Doch was in Trauer beginnt, endet in Entsetzen. Das Grab ist leer. Selbst die Möglichkeit, ein letztes Mal ihre Liebe dem Toten gegenüber zu zeigen, wird den Frauen verwehrt.

 "Was sucht Ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier, er ist auferstanden." Die Frauen hören Worte, die ins Leben rufen. Ihre Gesichter, die sie in Tränen und Enttäuschung zu Boden gerichtet hatten, blicken nun wieder nach vorne. Es ist als ob die Hoffnung wieder aufkeimt. Wo sie das Ende sahen, bekommen sie einen neuen Anfang geschenkt. Die Frauen können sich wieder dem Leben zuwenden.

So feiern wir Ostern das Fest des Lebens. Jesus Christus ist nicht bei den Toten, sondern er lebt. Er hat den Tod durchschritten, doch der Tod ist nicht das Ende. Gott hat mit dem Auferstehen Jesu für uns und für die ganze Welt einen neuen Anfang gesetzt. Jesus sagt: "Ich lebe und ihr sollt auch leben."

 Ostern entzündet in uns die Hoffnung, dass Gottes Verheißungen einer erneuerten und befreiten Welt in Frieden und Gerechtigkeit einmal wahrwerden, dass die Sanftmütigen einmal das Erdreich besitzen, dass die Friedfertigen Gottes Kinder heißen, dass die Leidtragenden und Verfolgten Trost finden.

Wir ähneln den Frauen, die vom leeren Grab fortgehen. Wir gehen unseren Weg, nicht ohne Angst, nicht ohne Schmerzen, aber mit Hoffnungen und Erwartungen auf das Kommende. Wir werden leben, nicht ohne Kreuz, aber mit dem Auferstandenen.