28.04.2025
Besinnungswort zum 27.04.2025
Wie neu geboren
Von Marlis Schmidt
Das Osterfest liegt hinter uns, doch der Osterschmuck leuchtet und das Halleluja der Osterlieder sowie die Familien und Freundestreffen klingen noch nach. Auch der kommende erste Sonntag nach Ostern steht noch ganz im Zeichen des Osterlichts und möchte mit seinem Namen „Quasimodogeniti“ = wie eine „Neugeburt“ Hoffnung und Zuversicht schenken. Wer das mit Ostern geschenkte neue Leben für sich glaubend annehmen kann, der dürfte sich in der Tat wie neugeboren fühlen. Doch wie bekomme ich diesen Neubeginn, den Umschwung hin? Wenn ich mich überfordert fühle,niedergedrückt von negativen Nachrichten als Einzelkämpfer mich ohnmächtig vorkomme? In dieser ausweglosen Lage wünsche ich mir,wie ein Adler über den Dingen zu schweben,eine andere Sichtweise auf manches zu bekommen. Wie der Adler auf die Thermik vertraut, auch meine Kraftquellen aufzuspüren. Welche Werte sind mir wichtig,was trägt mich? Geboren werden heißt im Latein „nasci“(natura) Das deutsche Wort Natur klingt hier an. In der Natur sein hat etwas mit „geboren werden“ zu tun mit „ geburtlich“ sein und gebürtig bleiben. Und das meint achtsam bleiben auf das,was leben und sich entfalten will Das gilt für Menschen,Tiere,Bäume und Pflanzen. Ein beeindruckendes Naturerlebnis ist der Sonnenaufgang ,wie die Dinge im Morgengrauen nach und nach das Licht empfangen und die Schöpfung nach und nach die dunkle Nacht hinter sich lässt. Wer sich darauf einlässt ,fühlt die große beruhigende und frei machende Kraft ,die Achtsamkeit gegenüber dem Leben. So wie damals der Prophet Jesaja die verzweifelten,lange im babylonischen Exil lebenden Israeliten an das Handeln Gottes erinnert: „Hebt eure Augen in die Höhe und seht.“Jesaja 40,26. Seht auf die Wunder der Natur.So ist er auch heute der treue Schöpfer mit seinen schier unendlichen Möglichkeiten. Mit dem „aufschauen“ verändert sich unsere Körperhaltung und wir sehen mehr als unser erdrückendes Einerlei. Wir halten uns aufrecht und werden offener. Können uns vielleicht alsTeil des großen Ganzen in Gottes Plan sehen.Aufgrund seiner Zusage:“ Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende“ergibt sich damals wie heute ein hoffnungsvoller Blick auf unsere Welt. Die Frische und das Aufblühen der Natur erlebte ich vor einigen Wochen auf der Vogelsburg bei Volkach. Von der Ruhe und Frieden stiftenden Benediktinerabteikirche in Münsterschwarzach kommend,erlebte ich ein Stück wunderbarer Natur. Beim Anblick der Landschaft,durchzogen von der Mainschleife,umrahmt von den Weinbergen,dazwischen die Weinorte,da geht einem das Herz auf. Da fühlt man sich wie„neugeboren“. Nicht nur äußerlich,sondern auch innerlich erwachsen Kräfte,Veränderungen anzugehen,sich täglich kleine Freuden zu schaffen. Das macht mich dankbar und beflügelt mich,so beschenkt zu werden und Freunde zu haben,mit denen ich das Glück teilen kann.Der dänische Theologe Sören Kierkegaard sagte einmal:“ Verstehen kann man das Leben oft nur rückwärts,doch leben muss man es vorwärts“. Waren es nicht auch die Fehler,Umwege und Krisen,die mich mutig gemacht haben,wie mir neue Wege eröffnet worden? Wie oft waren Menschen an meiner Seite,die mich gestärkt,an mich geglaubt haben. Das „ Zurückschauen“, die Erinnerung an Durchhilfe und gutem Miteinander schafft ein hoffnungsvolles Weitermachen, ein auf dem Weg bleiben. So wie die Altvorderen mir hier ein Vorbild sind.Es sind doch immer wieder die Begegnungen mit den Menschen, die unseren Blickwinkel weiten,die Freude am Leben spüren lassen. Den Mut finden,aufeinander zuzugehen,einander zuzuhören,vielleicht die Meinung zu respektieren,lässt uns Hoffnung schöpfen,Probleme zu lösen .Wenn die Überforderten andere Eignungen entdecken und einen Neubeginn wagen. .Wenn der Einzelkämpfer sich Gleichgesinnte sucht,um besser seine Sache voran zu bringen.Mich für Liebe und Menschlichkeit im Alltag zu entscheiden,das macht mich froh und glücklich und strahlt auf meine Umgebung aus. Meine Stimme zu erheben,meinen kleinen Anteil für ein gutes Zusammenleben zuerbringen. Dank Ostern kann ich meine menschlichen Grenzen akzeptieren und gespannt sein,was Gott aus meinem Stückwerk macht.Von guten Mächten wunderbar geborgen,erwarten wir getrost was kommen mag, Gott ist mit unsam Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.(Dietrich Bonhoeffer)