16.07.2020
Besinnungsworte zum 18.Juli 2020

Besinnungsworte von Marlis Schmidt, evangelische Kirchengemeinde Suhl

Marlis Schmidt

Aufbruch und Segen

Endlich, es ist Urlaubszeit, Reisezeit.

Viele werden in diesem Jahr unser schönes Land bereisen, andere steuern doch noch ein Fernziel an. Doch bevor wir uns auf den Weg machen, halten wir oft noch mal inne und erbitten oder geben uns einen Reisesegen. Eigentlich sind auch die Abschiedsworte, wie „Gute Reise“ oder „Komm gut wieder“, auch „Bleib behütet“ (was gerade in der gegenwärtigen Krise sehr oft unter meinen E-Mails zu finden ist), Ableger eines Reisesegens. Indem wir so anderen Gutes wünschen, kommt das einem Segen gleich.  Das lateinische Wort für Segen „benedicere“ bedeutet soviel wie „Gutsagen“.

Gott sagt uns Gutes zu durch einen anderen Menschen. Nach christlichem Verständnis haben

Menschen schon damals einen Reisesegen im Vertrauen an eine höhere Macht erteilt, die den Reisenden auf dem Weg unterstützen und ihn vor Gefahren beschützen sollten. Der Zuspruch Gottes segnete sie. Seine Wurzeln hat der Reisesegen in den uralten Geschichten der Bibel. Sie erzählen von Nomadenfamilien, die auf der Suche nach fruchtbaren Land unterwegs waren. So verlassen beispielsweise Abraham und seine Frau Sara ihre Heimat und ziehen los, ohne das Ziel zu kennen.

Doch Abraham hat das Unterpfand: Gottes Segen. Mit diesem Zuspruch bricht er auf.

Wir hören die Worte: „Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein.“

Segen ist das erste, womit Gott den Menschen nach der Erschaffung ausstattet. Er segnete sie (1.Buch  Mose 1,28). Jemanden mit Heil schaffender,wohltuender Kraft begaben.Von Gott kommt alles Leben und sein Segen gibt unserer Zeit Struktur und Rhythmus. Er segnete den siebenten Tag als Tag Ruhe, die alles Leben benötigt, um aufatmen zu können. Diese Ehrfurcht vor der Schöpfung, die Wertschätzung allen Lebens und ihr respektvolles Zusammenleben berühren uns besonders in den „irischen Segenswünschen“. In einer schlichten Sprache werden aus biblischen Erfahrungen und keltischer Tradition Ratgeber für den guten Umgang miteinander. Die vielen Osterkreuze auf der Insel sind sichtbare Zeichen, dass das Osterlicht unser Leben immer wieder hell machen kann.

Warum ist die Sehnsucht nach Segen auch heute so groß? Die Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit, Zusammenhalt und Genügsamkeit, nach dem,was uns trägt im Leben?

Die Ereignisse und Situationen mehren sich, da wird einem bewusst, dass man vieles nicht  kontrollieren kann und manchen Gefahren schutzlos ausgeliefert ist. Auch am Anfang eines neuen Lebensabschnittes, bei einer Neuorientierung, bei einem Abschied oder Reise habe ich ein großes Schutzbedürfnis. Doch gesegnetes Leben ist gesehenes Leben. Da bin ich nicht allein mit meinen Sorgen. Da hat jemand ein Auge auf mich. Wie oft konnte ich den Satz sagen: „Ein Segen, dass du da warst!“Oder wie wir es von der Band „Silbermond“ hören: „Du bist das Beste, was mir je passiert ist.“ Gesegnetes Leben entlastet von der Rastlosigkeit, noch “ne Schippe“ drauf zu legen.

Denn ich bin als einmaliger Mensch in meiner Unvollkommenheit, mit allen Ecken und Kanten vor Gott wertvoll und geliebt. Das schafft Gelassenheit, meinen inneren Frieden zu finden. Auch in „Wüstenzeiten“ meines Lebens die kleinen Lichtblicke durch die Wunder der Natur und die Verlässlichkeit und Größe des Schöpfers zu spüren. So erlebe ich Geborgenheit und Sicherheit.

Hoffnung zu schöpfen aus den erlebten Glücksmomenten. Gesegnetes Leben gibt mir die Stärke, an den Übergängen und Abschieden zu wachsen und Positives zu erkennen. Wie oft wurden dabei neue Stärken freigelegt, neue Freundschaften geschlossen, für mich und andere zum Segen. Die Freude, dass ich soviel Segensreiches jeden Tag empfange, verdoppelt sich,wenn ich sie dankbar weitergebe. Ein Segen sein für seine Mitmenschen, wie Abraham, der ihn so mannigfaltig weiter gab.

Einem anderen Menschen Gutes sagen. Die Worte: „Ich denke an dich“, „Ich bin froh, dass es dich gibt“, ermutigen und trösten. Verfahrene Situationen zum Guten lenken. Oder einfach Zeit zu verschenken. Dietrich Bonhoeffer sagte einmal:“ Segnen heißt, die Hand auf etwas legen und sagen, du gehörst trotz allem zu Gott.“  Vertrauensvoll aufzubrechen, seinen Weg zu gehen, die Urlaubszeit zu genießen und zu wissen, begleitet zu sein von dem Schöpfer und Erhalter der Schöpfung mit seinen unendlichen Möglichkeiten. Das möge uns allen geschenkt werden. Ein irischer Reisesegen drückt es so aus: „Deine Wege mögen dich aufwärts führen, freundliches Wetter begleite dir deinen Schritt, Wind stärke dir deinen Rücken, Sonnenschein gebe deinem Gesicht viel Glanz und Wärme. Und bis wir uns wiedersehen, halte Gott dich schützend in seiner Hand.“