24.04.2020
Besinnungsworte zum 26.April 2020

Besinnungsworte von Pfarrerin Catherine Heckert, Goldlauter- Heidersbach

Dieser Sonntag wird auch Hirtensonntag genannt. Psalm 23 an diesem Tag gelesen, einer der bekanntesten und für viele auch einer der schönsten Psalmen der Bibel, der Gott als den guten Hirten beschreibt, der durch die wechselnden Zeiten trägt, behütet und versorgt.

Zwei Bilder des Psalms tragen mich besonders in diesen ungewohnten Zeiten, die wir jetzt alle durchleben:

Das erste: Und ob ich gleich wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück, denn du bis bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.

Viele Menschen empfinden diese gegenwärtige Zeit als finsteres Tal. Eine einzige Krankheit verändert unser Leben. Viele Menschen sind verängstigt und verunsichert in dieser Zeit eingeschränkter Kontaktmöglichkeiten und möglicher Ansteckungsgefahr. Die Bilder und die ständig neuen Informationen der Medien überfordern uns.       

Aber auch unabhängig von Corona oder anderen Erkrankungen kennen wir sie alle, die finsteren Täler unseres Lebens. In vielerlei Gestalt können sie uns begegnen. Keinem bleiben sie ganz erspart.

Plötzlich verengt sich die Landschaft vor unseren Augen. Zu beiden Seiten ragen Felswände empor, immer weiter hinein geht es in Dunkelheit und Finsternis, manchmal gibt es keinen Weg zurück, und plötzlich ist man gänzlich umschlossen vom Dunkel wie in einer Höhle.

Doch in diesem Moment fürchtet der Psalmbeter dennoch kein Unglück- so groß ist sein Vertrauen auf Gott. Geht uns das auch so, fürchten wir uns nicht, wenn es dunkel um uns wird?

Ich bin dankbar, dass mein Vertrauen in Gott und auch in ganz viele Menschen für mich tragende Lebenskraft ist.  Und Vertrauen ist der Gegenspieler der Angst.

Aber trotzdem, trotz dieses doppelten Vertrauens habe ich manchmal Angst. Angst lässt sich nicht immer steuern oder wegbefehlen.  Plötzlich ist sie da, wenn eine bedrohliche Situation eintritt. Wie ein dunkles Tier springt sie mich an und lähmt Kräfte und Gedanken.

Doch dann auch- immer wieder, immer wieder, war Gott gerade dann bei mir in dieser Dunkelheit. Gerade dort, wo es in unserem Leben am dunkelsten ist, da wohnt Gott. Sein Stecken und Stab rühren uns an und sagen uns: Ich bin da, fürchte dich nicht. Sein Stecken und Stab rühren uns an zu neuem Leben.

Er tröstet, er hält, er richtet auf, er heilt und er führt wieder heraus aus dieser Dunkelheit.

Und dann sehen wir ihn, den ersten ganz zarten Lichtstreif, anfangs noch einer Einbildung gleich, doch nicht mehr zu leugnen von unseren vielleicht noch verzagten Herzen.  Es wird heller, ganz allmählich und dann schießt das Licht ein in das finstere Tal, unsere  Augen werden geblendet von der ungewohnten Helligkeit. Die Felsen weichen zur Seite, das Tal öffnet sich und vor uns liegt das weite Land:

Grüne Wiesen, klare Bäche, blühende Bäume, und überall Blumen auf den Wiesen und an den Hängen- die schönsten Frühblüher, wie wir sie gerade jetzt in der Natur bestaunen können. Und auf den Wiesen Menschen, die Menschen, die uns so wichtig sind, die Menschen, die an uns glauben und die uns Kraft und Sicherheit geben, vielleicht auch Tiere, die uns zu Gefährten geworden sind, und über allem- einem Banner gleich- die Überschrift:

Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar. Dies ist das zweite Bild des Psalms, welches mich gerade jetzt durch diese Zeit trägt.

Das ist Gottes Geschenk an uns: All das Gute, das wir immer wieder auch erleben dürfen, selbst in der Krise, und seine immerwährende Barmherzigkeit.

Ich finde, man spürt beim Aussprechen dieser Worte ein Stück Unverwundbarkeit.  Unser Leib ist selbstverständlich verwundbar, unsere Seele ist so verletzlich, aber tief im Inneren in uns gibt es einen Kern, der unverwundbar ist, denn dieser Kern gehört allein Gott. Er schützt ihn. Wir sind und bleiben, was auch immer kommen mag, sein geliebtes Kind. Nichts kann uns von ihm und seiner Liebe trennen. Wir dürfen in seinem Hause wohnen, heute schon und morgen, unser Leben lang und nach diesem Leben sowieso. Ich wünsche uns allen, dass wir es immer wieder erleben dürfen und aussprechen können: Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.

Pfarrerin Catherine Heckert, Goldlauter- Heidersbach


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