28.08.2021
Besinnungsworte zum 29. August 2021

von Almut Ehrhardt, Leiterin Familienzentrum und Mehrgenerationenhaus "Die Insel", Suhl

Almut Ehrhardt

Vor 14 Tagen habe ich Ihnen den ersten Teil der Geschichte des Propheten Jona erzählt. Der zweite Teil ist nicht ganz so bekannt, aber er ist so menschlich und deshalb ist er uns so nah!

Erinnern wir uns: Jona hat den Menschen in Ninive gepredigt, dass Gott sie strafen würde, wenn sie weiterhin so durch und durch böse blieben. Das unerwartete geschieht, die bösen Menschen von Ninive ändern ihr Leben. Das lässt hoffen: Alles ist möglich: Böse Menschen werden gut!

Und jetzt geschieht etwas Eigenartiges: Anstatt dass Jona sich freut, dass er seinen Auftrag erfolgreich ausgeführt hat; Dass die Kraft, die er von Gott bekommen hat, dazu verhilft, dass die Menschen sich gebessert haben und in Ninive kein Unrecht mehr geschieht; Anstatt, dass Jona sich freut, dass die Menschen von Ninive am Leben bleiben, weil Gott ihnen ihre Sünden vergibt, wird er zornig auf Gott, er hadert mit ihm, er ist regelrecht deprimiert. Er sagt: Ich wusste ja, du bist wieder viel zu gütig…

Jona hadert mit der Güte Gottes. Ist es zu fassen? Er ist zornig mit dem Allmächtigen. Warum freut er sich nicht? Viele Menschen werden am Leben bleiben, das ist doch ein Grund zur Freude. Er sagt sogar, dass er lieber sterben möchte, als die Güte Gottes mit anzusehen. Etwas Ähnliches habe ich erlebt, als nach der friedlichen Wende in Deutschland 1989 Menschen zur Kirche kamen und um Wiedereintritt ersuchten. Warum sie sich in der DDR nicht trauten, offen in die Kirche zu gehen, sei dahin gestellt, aber nun verspürten sie den Wunsch, zur Gemeinschaft der Christen zu gehören. Ihnen schlug so manches Mal entgegen: Jetzt kommen die Wendehälse… vor allem von Gemeindemitgliedern, die die gesamte DDR-Zeit ausgeharrt hatten und dafür Nachteile in Kauf nahmen. Auch ich hatte zu DDR Zeiten als Pfarrerstochter viele Nachteile erfahren, da schluckt man schon zuerst, wenn Menschen an die Tür klopfen und sagen: Hier bin ich! – als wäre nichts gewesen.

An dieser Stelle lehrt Gott Jona und uns demütig zu sein. Gott hält Jona deutlich vor Augen, dass ER alleine bestimmt, wem er seine Gnade schenkt und wem nicht, wem er verzeiht und wem nicht. Gott lässt für Jona, der sich außerhalb der Stadt niedergelassen hat, über Nacht einen Busch wachsen, damit der für Jona am Tag Schatten spendet. Jona freut sich darüber. In der nächsten Nacht lässt Gott den Busch wieder verdorren, so dass Jona am nächsten Tag der prallen Sonne ausgesetzt ist, es geht ihm nicht gut und er zürnt wieder mit Gott. Nun redet Gott mit Jona: Warum tut dir die Staude leid? Du hast sie nicht gepflanzt und nicht gepflegt. Du hast nur ihren Schatten genossen.  Warum zürnst du mit mir, weil mir die Menschen der Stadt Ninive am Herzen liegen? Warum sollten sie mir nicht leidtun?

Jona ist eine beliebte Bibelgeschichte, weil sie voller eindrucksvoller Bilder ist, weil sie von der Gnade Gottes erzählt und davon, wie Gott mit unseren menschlichen Schwächen umgeht: Voller Geduld und väterlicher Güte und ohne Ansehen der Person.