28.09.2025
Besinnungswort zum 27.09.2025
von Almut Ehrhardt
Erinnern Sie sich noch an Josef? Ich möchte Ihnen heute erzählen, wie es weiterging mit dem verwöhnten Lieblingssohn Jakobs. Seine Brüder hatten ihn an eine Karawane nach Ägypten verkauft. Dort landete er auf dem Sklavenmarkt, es gibt kaum etwas menschenverachtenderes als einen Sklavenmarkt. Josefs Vorteil: Er konnte Lesen und Schreiben. So kam er zu Potifar, einem hohen Beamten des Pharao. Josefs Arbeit als Sklave war von Gott gesegnet, und er arbeitete sich schnell hoch, wurde zum Berater und Hausverwalter von Potifar. Das Vermögen Potifars wuchs unter der Hand Josefs, und so kam es, dass es Josef besser ging als anderen Sklaven, wenn Potifars Frau nicht gewesen wäre. Da Josef viel im Haus zu tun hatte, begegnete sie ihm des Öfteren und sie verliebte sich in ihn. Sie wollte mit ihm schlafen, doch Josef hätte darin einen Vertrauensbruch Potifar gegenüber gesehen. Er sagte zu ihr: „Potifar hat mir im Haus alles anvertraut, er braucht sich um nichts zu kümmern. Nur dich hat er mir vorenthalten, weil du seine Frau bist. Wie könnte ich das große Vertrauen deines Mannes so missbrauchen?“ Aber die Frau Potifars wollte das nicht akzeptieren, sie versuchte ihn weiterhin zu verführen, Josef blieb standhaft. Eines Tages, als keine Sklaven weiter im Haus waren, wollte sie Josef in eine Umarmung und dann in ihr Bett ziehen. Josef riss sich los und floh. Sein Gewand hatte sie allerdings ergriffen und hielt es fest. Vermutlich aus gekränkter Eitelkeit, rief sie nun laut um Hilfe. Als die anderen Sklaven herbei eilten, beschuldigte sie Josef, dass er ihr Gewalt hatte antun wollen. Josef wurde in ein Zimmer gesperrt und als Potifar nach Hause kam, erzählte sie ihrem Mann die gleiche Geschichte. Was soll ich sagen, einem Sklaven glaubt man nicht. Natürlich glaubte Potifar seiner Frau. Und Potifar war schwer enttäuscht. Über den angeblichen Verrat geriet er in großen Zorn und ließ Josef ins Staatsgefängnis werfen. Nun war Josef wieder ganz unten angekommen: Als Sklave in einem fremden Land im Gefängnis. Aber Gott war bei ihm. Gott sorgte dafür, dass der Gefängnisverwalter Josef gut leiden mochte, weil er bescheiden war und lesen und schreiben konnte.Josef wird in seinem Leben mit allen Schattierungen menschlicher Abgründe konfrontiert.Aber er ist gesegnet mit der wunderbaren Gabe, nicht zu verbittern und nicht zu verzweifeln. Psychologen bezeichnen diese Gabe als Resilienz. Josef verliert nie die Zuversicht, dass Gott in allem Elend und Unrecht, das Menschen ihm zugefügt haben, mit ihm ist. Diese Gabe entdecke ich oft in Gesprächen mit Menschen der Kriegsgeneration. Ich bin überzeugt, auch ganz viele von uns Jüngeren besitzen sie. Vielleicht haben Sie am kommenden Wochenende Zeit darüber nachzudenken, was Sie zuversichtlich macht. Wie stark ist Ihre Resilienz ausgeprägt? Wie verändert sich eine Situation für Sie, wenn Sie ihr mit Zuversicht begegnen? Geben Sie Ihre Zuversicht an andere Menschen weiter? Ich möchte Sie dazu ermutigen, denn in unserer bewegten, unruhigen Zeit brauchen wir Hoffnung und Zuversicht so sehr wie das tägliche Brot.