Sep 9, 2025
Besinnungswort zum 30.08.2025
von Matthias Gering, Goldlauter-Heidersbach
Umkehren
Bestimmt waren sie auch schon mal in den Bergen. Ich mache das regelmäßig, ob im Thüringer Wald in anderen Mittelgebirgen oder auch in den Alpen, ob in Deutschland, Östereich oder in der Schweiz. Gerne besuche ich die sogenannten „Bergsteigerdörfer“ in den Alpenländern. Ich liebe es, mit der Natur und mir zu sein. Mein kleines Ich in dieser großen wunderbaren Welt wahrzunehmen und gleichzeitig die Rohheit und Sanftheit der Berge zuerleben. Und nebenher kann man, manchmal zumindestens mit dem Beobachten von Wildtieren und wunderschönen Aussichten belohnt werden. Die Berge sind auch ein wunderbarer Ort, um zur Ruhe zukommen. Eigentlich. Aber um ehrlich zu sein, bei einer Bergtour vor einigen Tagen habe ich es nicht geschafft oben anzukommen. Ich konnte den Weg auf den Berg, den ich herausgesucht habe nicht weiter gehen. Ab einen gewissen Punkt musste ich mir einen Platz suchen um mich auzuruhen und mich damit abfinden, dass ich mir es nicht zutraue weiterzugehen. Zu schwierig schienen mir die ausgesetzten Stellen, zu unsicher die ausgewaschenen Tritte auf dem Weg. Ich saß eine längere Zeit und hatte immer wieder die Idee, ich könnte Kraft sammeln um es doch zu wagen. Doch nach zwei...drei Schritten Richtung Gipfel war klar, ich werde es nicht schaffen. Es blieb nur das Umkehren ohne oben gewesen zu sein. Umkehren, nicht weil ich es will, sondern weil ich muss. Mir einzugestehen, dass ich das nicht schaffe war und ist nicht leicht. Wenn ich sonst in den Bergen bin, erlebe ich Gefühle von Getragen-Sein, von Eingebettet-Sein in Mutter Natur, von Ehrfurcht vor Gottes Schöpfung. Aber nun machen sich Gefühle des Versagens und Nicht-Können breit. Gedanken an die Tragödie von Laura Dahlmeier am Laila Peack kamen mir in den Kopf. Dazu Berichte von einer Häufung von Wanderunfällen die tödlich geendet haben, gerade in den wunderschönen Appenzeller Alpen auf gut ausgebauten Bergwanderwegen in diesem Sommer! Oder spielt auch mein Alter eine Rolle, was kann ich mir selber noch zutrauen? Diese Grenzerfahrung ist für mich sehr wertvoll. Sie verdeutlicht, das ich nicht alles selber in der Hand haben und mir nicht alles möglich ist. Grenzerfahrungen lehren mich Demut zu üben. Aber es braucht Mut. Mut mir einzugestehen, dass ich nicht dafür gemacht bin, ich mir zu viel vorgenommen habe, dass ich es ohne Hilfe nicht schaffen werde, solche Wegstrecken zu begehen. Umkehren bedeutet auch, die eigenen Schwächen und Grenzen wirklich anzunehmen und sie vor Gott zu legen. Darauf zu vertrauen, dass - auch wenn ich umkehren muss – ich eingebettet bin in Gottes Liebe, Das gerade im Versagen diese Liebe für mich spürbar und erfahrbar wird.